Wieder im Heim

HAASENBURG Ein 16-Jähriger beendet seine Flucht und kehrt zurück in die Jugendanstalt

POTSDAM/HAMBURG dpa | Einer von drei weggelaufenen Jugendlichen ist in eines der umstrittenen Kinder- und Jugendheime der Haasenburg GmbH in Brandenburg zurückgekehrt. Wie eine Polizeisprecherin am Samstag sagte, ist der 15-Jährige seit Freitag wieder in der Einrichtung in Neuendorf in Unterspreewald.

Der Junge aus dem Saarland war in der Nacht zum Mittwoch mit zwei 16-Jährigen aus Hamburg und Berlin verschwunden. Nach Angaben ihres Hamburger Anwalts, Rudolf von Bracken, sind sie vor Gewalttaten und Demütigungen geflohen, über die die taz exklusiv berichtet hatte.

Gegen Erzieher und Heimbetreiber wird bereits wegen Misshandlungsvorwürfen ermittelt. Die Betreiber der Einrichtung weisen die Vorwürfe zurück. Das Bildungsministerium will so schnell wie möglich mit den geflohenen Jugendlichen sprechen. „Wenn wir die Vorwürfe nicht zweifelsfrei ausräumen können, müssen wir Konsequenzen ziehen“, sagte ein Sprecher. Geklärt werden müsse zunächst, ob sich die Anschuldigungen gegen einzelne Erzieher oder gegen die gesamte Einrichtung richten.

Die Vorwürfe der weggelaufenen Jungs beziehen sich nach Angaben ihres Anwalts auf aktuelle Übergriffe. Der Jurist berichtete von Gewalttaten, Fixierungen und Demütigungen. Er hat nach eigenen Angaben per Eilverfahren bei Gericht beantragt, die Genehmigung zur Heimunterbringung aufzuheben.

Ermittlung in acht Fällen

Die beiden 16-Jährigen gelten bei der Polizei in Brandenburg immer noch als vermisst. Bis Freitag lagen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Cottbus keine Anzeigen der drei vor. Die Behörde ermittelt bislang in acht Fällen. Dazu zählen zwei frühere Todesfälle in den Jahren 2005 und 2008, die nochmals untersucht werden. Die Polizei prüft nach Angaben der Staatsanwaltschaft zudem drei weitere Fälle.

In den Heimen der Haasenburg GmbH sollen Bewohner mehrere Tage auf Liegen fixiert worden sein, es soll auch zu Knochenbrüche gekommen sein. Auch ein früherer Heimmitarbeiter berichtete im RBB von „Isolation, Fixierungen und militärischem Drill“. Ein Haasenburg-Sprecher wies dies zurück: „Die Anschuldigungen sind weder neu noch richtig.“