Der Kandidat der Saudis

Ahmed Dscharba soll es nun richten. Das syrische Oppositionsbündnis Nationale Koalition (NK) wählte den 44-jährigen Juristen nach wochenlangem Gezerre zum neuen Vorsitzenden. Dscharba setzte sich erst im zweiten Wahlgang mit einer Mehrheit von drei Stimmen gegen den bisherigen Generalsekretär Mustafa Sabbagh durch.

Dscharba wurde 1969 in der nordostsyrischen Stadt Qamischli geboren. Er gehört dem großen Stamm der Schammar mit über fünf Millionen Mitgliedern an, dessen Siedlungsgebiete von Ostsyrien über den Nordwestirak bis nach Saudi-Arabien reichen. Nach seinem Schulabschluss studierte Dscharba Rechtswissenschaften an der Amerikanischen Universität in Beirut. In Syrien saß er mehrfach im Gefängnis. Im Jahr 2005 unterschrieb er die Damaszener Erklärung, in der Oppositionelle von der Regierung Baschar al-Assads graduelle Reformen im Rahmen eines Dialogs forderten. Zuletzt wurde er im März 2011 nach Beginn der Proteste inhaftiert. Nach seiner Freilassung setzte er sich in den Libanon ab und ließ sich in Saudi-Arabien nieder, wo er gute Kontakte zum Herrscherhaus knüpfte. Die Mutter von König Abdallah stammt ebenfalls aus dem Stamme der Schammar.

Im saudischen Exil schloss sich Dscharba zunächst dem Syrischen Nationalrat an und war im November 2012 Gründungsmitglied der erweiterten Nationalen Koalition. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP leitete er die Flüchtlingshilfe der NK, war dann aber zuständig für die Beschaffung von Waffen für die Freie Syrische Armee. In dieser Funktion leitete er Delegationen der Opposition in arabische und europäische Staaten.

Dscharbas knapper Wahlsieg ist symptomatisch für das Ringen zwischen Saudi-Arabien und Katar um die Ausrichtung der NK wie der Unterstützung der Rebellen in Syrien. Sabbagh, ein reicher Geschäftsmann, steht der von Katar unterstützten Muslimbruderschaft nahe; Dscharba soll den Rückhalt der Saudis genießen. Saudi-Arabien will eine Stärkung der im eigenen Land bekämpften Muslimbrüder mit allen Mitteln verhindern. Da war Dscharba, der einem liberalen Bündnis angehört, der geeignetere Kandidat. IRO, B.S.