Drei Asylländer für Edward Snowden

GEHEIMDIENST Bolivien, Nicaragua und Venezuela bieten dem den ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter Asyl an

BUENOS AIRES taz | Der frühere US-Geheimdienstexperte Edward Snowden hat am Wochenende gleich mehrere potentielle Aufnahmeländer gefunden. Nach Nicaragua und Venezuela bot Bolivien dem 30-Jährigen die Aufnahme an. Der Whistleblower sitzt offenbar immer noch im Transitbereich eines Moskauer Flughafens. Das bestätigte Venezuelas Außenminister Elías Jaua am Samstag: „Er ist dort.“

Nicaraguas Präsident Daniel Ortega bestätigte, er habe ein Asylgesuch von Snowden erhalten. Dieses könne bewilligt werden, wenn die Umstände es zuließen. Dagegen haben weder Bolivien noch Venezuela einen offiziellen Antrag vorliegen.

„Wir warten darauf, ob er am Montag seine Bereitschaft bestätigt, ins venezolanische Exils zu kommen“, sagte Venezuelas Außenminister Elías Jaua. Spannender als die Frage, wohin Snowden von Moskau aus startet, könnte werden, wie er den Transitbereich verlassen kann. Nachdem die USA seinen Reisepass für ungültig erklärt hatten, hat er kein Reisedokument mehr. Venezuela zeigt schon länger Bereitschaft, Snowden aufzunehmen. „Er soll in das Vaterland von Bolívar und Chávez kommen und frei von der imperialistischen Verfolgung Nordamerikas leben können“, sagte Präsident Maduro am Wochenende.

Dass sich Bolivien in die Reihe der Aufnahmeländer einreihte, scheint jedoch mehr der Verärgerung von Präsident Evo Morales über seinen Zwangsaufenthalt in Wien geschuldet zu sein. Dort saß er vergangenen Dienstag von Moskau kommend 13 Stunden fest, da ihm mehrere europäische Länder das Überflugrecht verweigerten. Angeblich sollte Snowden an Bord sein. „Wenn er es beantragt, werden wir ihm das Asyl gewähren, um zu erfahren, wie uns die US-Regierung kontrolliert hat“, so Morales am Samstag.

Auf einer Sondersitzung der südamerikanischen Staatengemeinschaft Unasur wurde die Europäische Union wegen der erzwungenen Zwischenlandung verurteilt. „Wir verlangen von den Regierungen Frankreichs, Spaniens, Portugals und Italiens angemessene öffentliche Entschuldigungen wegen der schwerwiegenden Vorkommnisse“, hieß es in einer Erklärung.

Für die Südamerikaner ist jedoch klar, dass dies alles auf Anweisung aus Washington geschah. In Bolivien flogen Farbbeutel gegen die US-Botschaft. „Mir wird die Hand nicht zittern, um die Botschaft der Vereinigten Staaten zu schließen, ohne die USA geht es uns besser“, so Morales. JÜRGEN VOGT