ElBaradei als Chef unerwünscht

ÄGYPTEN Friedensnobelpreisträger wird doch nicht Ministerpräsident der Übergangsregierung. Islamistische Partei protestierte gegen Nominierung

KAIRO rtr | In Ägypten ist die Bildung einer Übergangsregierung bereits an der ersten Hürde gescheitert. Der amtierende Präsident Adli Mansur zog am Wochenende die Nominierung des liberalen Friedensnobelpreisträgers Mohamed ElBaradei zum Ministerpräsidenten nach Widerspruch der islamistischen Nur-Partei zurück.

Die Anhänger des vom Militär abgesetzten, gewählten Präsidentin Mohammed Mursi riefen zu neuen Protesten auf. Bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Mursis waren in den vergangenen Tagen Dutzende Menschen getötet und mehr als 1.000 verletzt worden.

Die Berufung des früheren Atomkontrolleurs ElBaradei schien perfekt und war von amtlichen Medien bestätigt worden. Überraschend teilte ein Sprecher Mansurs dann mit, dass noch kein neuer Regierungschef ernannt worden sei. Die nach den Muslimbrüdern zweitstärkste islamistische Kraft, die Nur-Partei, habe Widerstand signalisiert.

Die Übergangsregierung soll die Neuwahlen des Präsidenten und des Parlaments vorbereiten. ElBaradei plädierte im Spiegel dafür, spätestens in einem Jahr zu wählen. Zugleich verteidigte er das Vorgehen der Streitkräfte gegen Mursi, der autoritär regiert und gegen den Geist der Demokratie verstoßen habe.

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