DER RICHTIGE FUSSBALL IM FALSCHEN
: Männerschlammcatchen

findet Fußballmänner aktuell eher würdelos

KATRIN WEBER-KLÜVER

Heute ist Internationaler Frauentag. Das mag man finden, wie man will. Einerseits als rituelle Beleidigung ähnlich dem Hat-jemand-an-die-Blumen-gedacht-Muttertag. Andererseits kann so ein Tag im trägen Denkfluss des Jahres Anstoß sein, den Blick aus weiblicher Sicht auf das Notstandsgebiet Leben zu richten. In diesem Fall: das weibliche Leben im Fußball.

Um bei Adam und Eva anzufangen, die Lage Anfang des 21. Jahrhunderts: Fußball ist eine Männerwelt, außer beim Frauenfußball, weil es da nicht anders geht, als dass Frauen mitmachen. Deswegen heißt Frauenfußball auch Frauenfußball, wohingegen Männerfußball Fußball heißt. Richtigen Fußball spielen Männer. So viel dazu.

In ihrer Nische ist die Untersportart Frauenfußball in Deutschland gerade recht erfolgreich und gewinnt immer die Weltmeisterschaft. Sie ist aber nun mal wegen ihrer weiblichen Protagonisten nicht richtiger Fußball und daher ein monetär und medial randständiges Ereignis. Was wiederum bedeutet, dass sie keinen Vorbildcharakter für den Fußball an sich entwickeln kann. Zwar ist bekannt, dass es hier neben heterosexuell glücklichen und unglücklichen Frauen auch viele Lesben gibt. Bis auf wenige Ausnahmen wird die gleichgeschlechtliche Zuwendung lieber schamig verschwiegen. Aber niemand könnte den Frauenfußball erschüttern, würde er ein paar Namen und Beziehungen ausplaudern. Gelegentlich ist das schon passiert. Es hat Privatsphären verletzt, schlimm genug. Schlammcatchen vor Massenpublikum aber hat es nicht provoziert.

Im richtigen Fußball drehen die beteiligten Männer in einer solchen Situation gerade komplett am Rad. Eine derartige Ballung von Verlogenheit, Unanständigkeit und Dilettantismus, wie sie die Mitwirkenden der sogenannten Schiedsrichteraffäre an den Tag legen, ist wohl nur im Männerbund Fußball möglich. Für Aufstieg und Herrschaftserhalt wird abgegrätscht bis zur Schmerzgrenze. Es gibt keine Rücksicht auf Verluste, schon gar nicht die der anderen, auch wenn man denen mal nahestand. Aber auch Selbstzerstörung scheint völlig o.k. zu sein. Hopp oder topp. Es ist ein Spiel, an dessen Eskalation im größten Sportverband der Welt nur Männer beteiligt sind. Tja.

Fast so sehr wie Mutterliebe gehört die sogenannte weibliche Intuition zu den Mythen fraulichen Seins. Hätte diese intuitive Erkenntniskraft helfen können, die Würdelosigkeiten unter Fußballmännern gar nicht erst wuchern zu lassen? Man soll Mythen nicht überbewerten. Aber die Antwort ist: Ja.