Kurzer Prozess

Die Filmstiftung NRW koppelt ihre Förderung des Kölner Kurzfilmfests „Short Cuts“ an eine Personalentscheidung

Trotz aller Finanzsorgen haben die „Short Cuts Cologne“ acht Jahre lang durchgehalten. Doch nun steht das Kölner Kurzfilmfestival, das im vergangenen November an fünf Tagen 140 internationale Kurzfilme zeigte, erneut auf der Kippe. Wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Festivalleitung hat die Filmstiftung NRW nicht nur ihren Rückzug aus dem vom Filmhaus Köln veranstalteten Kinofest angekündigt, sondern geht gleichzeitig in die Offensive: „Wir fördern ein Kurzfilmfestival gegen Ende des Jahres“, droht der Geschäftsführer der Filmstiftung, Michael Schmid-Ospach, mit einer Konkurrenzveranstaltung. Ende des Jahres sollen auch die Short Cuts Cologne laufen. Für zwei Kurzfilmfeste ist in Köln aber kaum Platz.

Nach dem erklärten Willen Schmid-Ospachs soll die Leitung in jedem Fall seine Favoritin Marita Lenze erhalten. Lenze hatte die Short Cuts 2004 mit einem Defizit im fünfstelligen Bereich übernommen und weitgehend saniert. Nach ihrer zweiten Runde trennte sich das Filmhaus Ende letzten Jahres von Lenze und engagierte Dirk Werner, der die Bamberger Kurzfilmtage 1991 gegründet und bis 2005 geleitet hat. Der Hintergrund war offenbar, dass Lenze die Short Cuts vom Filmhaus ablösen wollte. Schmid-Ospach: „Ich hoffe noch immer, dass das Filmhaus intelligent genug ist, nicht auf eine Frau wie Marita Lenze zu verzichten.“ Werner käme für ihn höchstens als Ko-Direktor in Frage. Um das beurteilen zu können, müsse er den Franken erst einmal kennen lernen.

Werner zeigte sich irritiert über die Vorgänge. Auf der Berlinale hätten er und Lenze vereinbart, sich in Ruhe zusammenzusetzen, sagte er der taz. Vorsorglich macht sich der neue Leiter auf die Suche nach Sponsoren, um das Loch zu füllen, das der Rückzug der Filmstiftung reißen würde – nach Werners Angaben mit rund 10.000 Euro etwa ein Fünftel der Gesamtausgaben. Denn die Short Cuts sollten möglichst „unter dem Label Filmhaus weitergeführt“ werden.

Für gestern Nachmittag waren der komissarische Filmhaus-Geschäftsführer Peter Klas und Schmid-Ospach zu einem klärenden Gespräch verabredet. Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

SEBASTIAN SEDLMAYR