Geld macht Schule

Bremer Forum für Gesundheitlichen Verbraucherschutz diskutierte über Auswirkungen von Werbung in Schulen

Bremen taz ■ In ihrem Referat am Anfang fand die Vorsitzende des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Edda Müller, noch klare Worte: Wenn Firmen Schulen mit kostenlosem Unterrichtsmaterial versorgten, sei das ein klarer Fall von Werbung an der Schule. Produktmarken kämen so „durch die Hintertür“ ins Klassenzimmer, kritisierte die Verbraucherschützerin.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion zum Thema „Kinder und Werbung“ im Landesinstitut für Schule (LIS) hielt sich Müller dann allerdings zurück. Beispiel Kraft Foods. Unternehmenssprecher Stefan Becker-Sonnenschein stellt das Engagement seiner Firma für die Gesundheit von SchülerInnen hervor – eben durch die Finanzierung von Schulmaterialien, auf denen das Kraft-Foods-Logo prangt. Müller lässt diese Darstellung unkommentiert im Raum stehen. Die über hundert BesucherInnen, größtenteils LehrerInnen, schreiben eifrig mit.

Unternehmen trügen keine Verantwortung für den Konsum von Kindern und Jugendlichen, insistierte Becker-Sonnenschein: „Die Verantwortung liegt in den Familien.“ Nichtsdestotrotz habe sich Kraft Foods verpflichtet, keine Werbung gezielt an Kinder unter sechs Jahren zu richten.

Christian Pfeiffer, einst SPD-Justizminister in Niedersachsen und inzwischen Vorstand des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen e.V., plädierte wie Holger Hassel vom Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS) für eine aktivere Freizeitgestaltung für Kinder.

Ein gezielteres Medienverhalten und Bewegung an der frischen Luft mache diese weniger empfänglich für Unternehmenswerbung. Grundsätzliche Einwände dagegen, solche Maßnahmen wiederum zum Teil von Unternehmen finanzieren zu lassen, hatte Pfeiffer allerdings nicht. kf