„Nicht erwachsen werden“

Joachim Seidel liest aus „Himbeertoni“

Der Redakteur arbeitete bei Gala und der Frankfurter Rundschau. Er lebt seit 1983 in Hamburg und bezeichnet sich selbst als Alt-Punk. Foto: Inga Otto

taz: Herr Seidel, was ist denn der Himbeertoni?

Joachim Seidel: Himbeertoni ist ein geflügeltes Wort. Eine Bezeichnung für jemanden, der sich wie der „Depp vom Dienst“ fühlt oder gibt.

Und in diesem Buch ist der Himbeertoni …

… die Hauptfigur. Er heißt eigentlich Anton Hornig und ist ein Alt-Punk, der nicht erwachsen werden will. Er drückt sich vor Verantwortung und will lieber etwas mit seiner Band bewegen. Jetzt hat er eine neue Liebe, beide wollen keine Kinder. Aber dann kommt alles anders.

Sie wird schwanger?

Genau.

Auch Sie bezeichnen sich als „Alt-Punk“. Wie viel von Ihnen steckt in Anton?

Ich würde sagen, 17 Prozent. Auch ich habe viel erlebt in der Szene. Das habe ich im Buch verarbeitet, aber ich habe alles etwas mehr auf die Spitze getrieben. Das Buch ist also keineswegs autobiografisch.

Sie meinen die alternative Rockmusik-Szene?

Ja, der Roman spiegelt die typische Hamburger Szene von heute wieder. Er spielt überwiegend zwischen Winterhude und Altona.

Dem Buch wird „Kult-Potenzial“ unterstellt. Sehen Sie dieses Potenzial auch?

Das ist eine tolle Bauchpinselei, aber ich finde es etwas hochgesteckt. Ich freue mich darüber, möchte aber selbst viel tiefer stapeln. Das ist ja auch nur ein kleines Buch.

INTERVIEW: LISA FRANKENBERGER

20.45 Uhr, Buchhaus Weiland, Mercado, Ottenser Hauptstraße 10