: Expräsident Chatami mahnt zur Vernunft
Reformer wie moderate Konservative warnen die Regierung vor der Fortsetzung ihres konfrontativen Kurses
BERLIN taz ■ Mehrere Organisationen im Iran haben in den vergangenen Tagen Erklärungen veröffentlicht, in denen sie ihre Unterstützung für die Position der Regierung im Atomkonflikt bekunden. Die radikale „Front der Anhänger der Linie Imam Chomeini und des Revolutionsführers“ erklärte, der Westen müsse seine strategischen Fehler in Bezug auf den Iran korrigieren. Sollte dies nicht geschehen, werde der politische und wirtschaftliche Schaden „nicht uns, sondern den Westen treffen“. Und sollte die Internationale Atombehörde (IAEO) den Sicherheitsrat einschalten, werde sie ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Konservative Tageszeitungen wie Kayhan und Djaomhuri Eslami drängen die Regierung, standhaft zu bleiben.
Aber es gibt auch kritische Stimmen, die vor der Fortsetzung des konfrontativen Kurses der Regierung warnen. Der frühere Staatspräsident Mohammad Chatami warnte vor „eiligen Schritten“, die das Land bedrohende Gefahren steigern würden. Er zeigte sich über die jüngste Entwicklung „äußerst besorgt“. „Wir müssen unsere Rechte verteidigen, aber wir sollten bei allen unseren Handlungen Vernunft walten lassen und die Realitäten nicht aus den Augen verlieren, sonst werden noch mehr Probleme auf uns zukommen“, sagte Chatami. Aber nicht nur aus dem Lager der Reformer gibt es warnende Stimmen. Auch moderatere Konservative wie Exstaatspräsident Haschemi Rafsandschani empfehlen eine behutsame Gangart. Man sollte alles versuchen, um einen diplomatischen Ausweg zu finden, sagte Rafsandschani beim Freitagsgebet. Auch der ehemalige Delegationsführer bei Atomverhandlungen, Hassan Rowhani, meinte: „Die Probleme sind viel zu kompliziert. Wir können sie mit einfachen Vorschlägen nicht lösen. Mit Geschrei werden wir unser Ziel nicht erreichen.“ Iran brauche eine wohldurchdachte Strategie und keine Parolen.
Doch für die Regierung Mahmud Ahmadinedschads scheint es kaum noch eine Rückkehr zu geben. Der Staatspräsident hat keine Gelegenheit ausgelassen, um Emotionen zu schüren und die Massen für seine Ziele zu mobilisieren. Ein Einlenken würde auch für ihn persönlich eine Niederlage und möglicherweise Machtverlust bedeuten. BN
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