Tadel für Bürgermeister-Pläne

Von Beusts Vorhaben, Schulfach Islam einzuführen, findet keine Zustimmung: Kirche, Pädagogen und Opposition wollen interkonfessionellen Religionsunterricht erhalten

Der Vorstoß von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) für Islamunterricht an Schulen stößt bei evangelischer Kirche, Fachleuten und Bürgerschaftsopposition auf Kritik. Übereinstimmend warnten Nordelbien, SPD und GAL sowie Wissenschaftler gestern davor, die Schüler nach Glaubensrichtungen aufzuteilen.

Von Beust hatte am Vortag angekündigt, „gegen die soziale Spaltung der Stadt“ unter anderem Islamunterricht einführen zu wollen. Ob im Gegenzug der interkonfessionelle Religionsunterricht an den Hamburger Schulen abgeschafft wird, wollte sich Schulbehördensprecher Thomas John gestern nicht äußern: „Darüber kann man jetzt noch nichts sagen.“ Die Behörde prüfe zurzeit, wer seitens der islamischen Verbände als Ansprechpartner für Islamunterricht zur Verfügung stünde. Das Fach solle „allen Schülern“ offen stehen.

An den städtischen Schulen wird „Religion für alle“ gelehrt. Christliche, jüdische, muslimische und buddhistische Theologen begleiten die Entwicklung des Faches. Der in evangelischer Regie geführte Unterricht „soll bleiben“, sagte gestern Bischöfin Maria Jepsen: „Er fördert Integration und vermittelt religiöse Werteorientierung.“

Die SPD-Abgeordnete Aydan Özoguz kritisierte, der Vorstoß des Regierungschefs offenbare, dass sich dieser mit dem Hamburger Modell „nicht beschäftigt hat“. Wer Islamunterricht fordere, gefährde den „allgemein akzeptierten Dialog über Religion an Hamburgs Schulen“. Auch sei es „naiv“ zu glauben, durch Islamunterricht „Fundamentalisten das Wasser abzugraben“. Von Beust „liegt neben der Spur“, rügte auch GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch. Interkonfessioneller Unterricht wirke der Abschottung einzelner Glaubensgemeinschaften entgegen: Die Schülerschaft „zu zersplittern, wäre ein Rückschritt“.

In einem offenen Brief an den Bürgermeister fordert auch der Uni-Fachbereich Erziehungswissenschaften den Erhalt des Faches. Mehr als in allen anderen Bundesländern ziele der hiesige Weg des „dialogischen“ Unterrichts „auf wechselseitige Verständigung ab und trägt damit zum Frieden in unserer Stadt bei“, schreiben die Profs. Zugleich weisen sie darauf hin, dass auch der Rat der islamischen Gemeinden in Hamburg die Trennung des Unterrichts nach Konfessionen ablehnt. Eva Weikert