puma, stolz etc.
: Groß und blond

Für Firmen, die bei der WM nicht Hauptsponsor sind, werden die nächsten Monate hart. In den Mercedes-Bussen der Nationalmannschaft sollen sogar die Lenkräder demontiert werden, weil sie den Mercedesstern enthalten. Der Sportartikler Puma ist immerhin Ausrüster einzelner Mannschaften und könnte sich relaxt geben. Die Marketingabteilung hat sich trotzdem eine Kampagne ausgedacht.

Bis Mitte März tourt die „Adopt-A-German Bewerbungsbox“ durch zehn der zwölf WM-Städte. In der Box sollen sich „Originale“ einer Videokamera vorstellen und ihre ganz persönliche Coolness rüberbringen. Zwölf Ausgewählte gehen dann als Deutschland-Botschafter auf Europatour: Dabei sollen sie erstens im Internet ständig über ihre Reiseabenteuer rumbloggen und zweitens „Freunde finden“, die ihnen das Sauerkrautessen abgewöhnen.

Puma versteht sich als multinationaler Konzern. Produktion in asiatischen Billigfabriken, Verwaltung in den USA und Europa. Bei „Adopt A German“ entsteht aber ein anderer Eindruck. Bei der Pressekonferenz wurde zunächst ein Videofilmchen über deutsche Klischees – Currywurst, Blasmusik, große Biergläser – gezeigt. Dann fragte der Moderator: „Wie kann der Deutsche besser rüberkommen?“ Der Firmensprecher propagierte „das Klischee brechen“ als Lösung. Ohne sich zu übergeben, verkündete dann Juror und Stabhochspringer Tim Lobinger, man dürfe ruhig wieder stolz sein, ein Deutscher zu sein. Es sei doch auch nicht so schlimm, dass er selbst „groß und blond“ sei. An der folgenden Nationalstolz-Fragerunde durfte der schwarze Sänger der Band Faithless sich gar nicht erst beteiligen – „I don’t ask you, you are not German“.

Einzig Franka Potente, auch in der Jury, hatte Bauschschmerzen beim Stolzsein. Der Begriff liege ihr „quer“. Aber die Kanzlerin mache sie stolz und auch dass Deutschland nicht beim Krieg mitgemacht habe. Beim letzten jedenfalls nicht, hätte man gern angefügt. ANDREAS BECKER