AFRIKA – DIE KRISEN BLEIBEN, ABER DER KONTINENT WIRD DEMOKRATISCHER
: Handys, Slums und Wahlkabinen

Seit dem Ende der Einparteienregime in den meisten Ländern Afrikas Anfang der 90er-Jahre gehören Mehrparteienwahlen auf dem Kontinent zum demokratischen Standard. Zugleich manipulieren Langzeitherrscher, die als Militärdiktatoren begannen, das Instrument der freien Wahl immer häufiger, um sich zusätzliche Legitimität zu verschaffen. Wo Präsidenten fest im Sattel sitzen, sind Oppositionelle und Zivilgesellschaftler daher von der formalen Demokratie oft tief enttäuscht.

Uganda, wo heute gewählt wird, zeigt: Das muss nicht so sein. Präsident Museveni sitzt scheinbar fest im Sattel, aber seine Gegner sind unerwartet zahlreich und zuversichtlich. Der ugandische Wahlkampf zwischen Präsident Museveni und Oppositionskandidat Kiiza Besigye war zwar eine Schlammschlacht zwischen zwei früheren Freunden, die zu Feinden geworden sind – aber er brachte auch zum Ausdruck, wie Uganda sich verändert hat. Die Menschen finden sich weder in den traditionellen Parteien wieder, die einst entlang ethnischen und religiösen Linien entstanden waren, noch stehen sie geeint hinter ihrem großen Führer. Sie wollen Pluralismus und offene Diskussion.

Uganda ist da kein Einzelfall. Warum sonst würde über Wahlvorbereitungen im Kongo oder der Elfenbeinküste so heftig gestritten oder über politische Reformen in Kenia oder Nigeria? Afrika ist ein Kontinent in Umwälzung. Eine rapide Verstädterung, ein Zerfall traditioneller Autoritätsstrukturen, eine tiefe Krise der aus Europa importierten Staatswesen und Wirtschaftssysteme, eine rapide Öffnung zur Weltgesellschaft mittels der Segnungen der modernen Technologie – all diese Faktoren verändern Afrika mit einer Wucht, der die hiesigen Klischees von einem dem Untergang geweihten Krisenkontinent oder auch von einem mit zeitlosen Urwerten gesegneten bunten Erdteil nicht Rechnung tragen.

Afrikas Gesellschaft ist eine der ständigen Erneuerung. Gerade wenn die alte Ordnung zerfällt, drängt diese Erneuerung in die politischen Systeme hinein – und das macht irgendwann sogar Wahlen wieder spannend. DOMINIC JOHNSON