Museale Tafelfreuden

Ob bäuerlich-deftig, hanseatisch-maritim oder international-orientalisch: Weil Kunst und Kultur allein nicht satt machen, bieten Hamburgs Mussen auch Kulinarisches - oft passend zur Ausstellung
von Julia Sorge

Hans-Jürgen Behrmann hat um die Mittagszeit viel zu tun. Sein Restaurant „Vierländer Kate“ ist gut besucht. Er läuft hin und her zwischen Küche und Gastraum, serviert Grünkohl, plaudert mit seinen Kunden. Rustikal geht es hier zu: die Gäste sitzen an groben Holztischen, über ihnen das Gebälk der Großkate aus dem 18. Jahrhundert.

Das Bauernhaus aus den Vierlanden ist im wahrsten Sinne ein Museumsstück - es wurde von Kirchwerder nach Hamburg überführt und ab 1958 im Altonaer Museum, dem Norddeutschen Landesmuseum, wieder aufgebaut. Passend zur Umgebung füllt norddeutsches Essen die Teller: Labskaus, Büsumer Matjes, Bauerngrützwurst. Und natürlich gibt es die Grünkohlkarte, die gerade erst verlängert wurde, weil die Nachfrage so groß war. „Zu uns kommen viele Einzelpersonen“, erklärt Behrmann, „die essen hier auch gern mal was Deftiges.“

Denn Kunst und Kultur allein machen nicht unbedingt satt. Ein gutes Essen - bevorzugt passend zum Museumsbesuch - ist da besonders reizvoll. Das Restaurant Fees im hamburgmuseum erstellt zu jeder Sonderausstellung eine Aktions-Speisekarte. Für „Die unaufhörliche Gartenlust - Hamburgs Gartenkultur vom Barock bis ins 20. Jahrhundert“, die am 3. März startet, wird beispielsweise eine wechselnde „Grüne Karte“ entworfen, auf der unter anderem eine grüne Suppe angeboten wird. Für Gäste, die nach dem Museumsbesuch noch in Ruhe schlemmen möchten, wird ab 18 Uhr ein mediterranes Drei- oder Vier-Gänge-Menü zubereitet.

Auch das Café Canaletto im Bucerius Kunst Forum bietet auf Ausstellungen abgestimmte Menüs für Abendveranstaltungen an. Nach Voranmeldung können sich Gruppen aktuell zur Rodin-Ausstellung beispielsweise mit besonderen Fisch-Kreationen verwöhnen lassen.

Eine gute Gelegenheit, das Sonntagsfrühstück mit einem Museumsbesuch zu verbinden, eröffnet das Bistro in der Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle. Für 25 Euro können sich Kunstfreunde nicht nur ausgiebig ihrem „untitled breakfast“ widmen, sondern anschließend auch an drei Führungen in der Kunsthalle teilnehmen - der Eintritt in beide Häuser des Museums ist im Preis enthalten. „Das Büffet wird bis 14 Uhr nachgefüllt. Die Gäste können sich nach einer Führung oder zwischendurch also noch einmal stärken“, wirbt Geschäftsführerin Solvej Wolf für ihr Bistro-Angebot. Eine frühzeitige Reservierung sei jedoch empfehlenswert, da die Veranstaltung oft schon mehrere Wochen im Voraus ausgebucht sei.

Maritim auch in kulinarischer Hinsicht geht es im Museumshafen Övelgönne zu. Auf der ehemaligen Hadag-Fähre „D.E.S. Bergedorf“ versetzt das Museumshafen-Café die Besucher zurück in die 50er Jahre. Neben „typisch hamburgischen Gerichten“ wie Roastbeef mit Bratkartoffeln und Matjes mit Speckbohnen bietet das Café sonntags regelmäßig einen Brunch an. Am 2. April wird zudem ein „Musikalisches Seemannsfrühstück mit Witz und Humor“ veranstaltet, bei dem die „Dritte Schicht“ für Unterhaltung sorgt.

Im Museum für Völkerkunde werden Besucher im Restaurant Okzident international-orientalisch bekocht. Ein dreigängiges Mittagsmenü inklusive Kaffee oder Espresso ist bereits für acht Euro erhältlich; das Hauptgericht - zum Beispiel Lammfilet auf Tomaten-Thymiansoße oder Rotbarsch auf Rahmspinat - wählen die Gäste frei von der Karte. Da das Museum auch Kindergeburtstage organisiert, hat sich Restaurantbesitzer Wissam El Chami generell auf die Bedürfnisse jugendlicher Geschmäcker eingestellt: Er bietet vier Kindergerichte für je 3,50 Euro an, jedes Getränk dazu kostet einen Euro. Nach einem „Besuch bei Dschingis Khan“ oder einem „Geburtstag im Land der Eskimo“ kann sich der Nachwuchs dann bei einem Sindbad-Teller und Kakao von der langen Reise erholen.