Totes Kapital beleben

Die Sparschwein AG will den heimischen Trödel vom Staub befreien und zu Geld machen. Heute noch im Internetauktionshaus eBay, morgen auch im Fernsehen

Jeder hat seine Leichen im Keller oder in dunklen Zimmerecken: Seien es nun ungenutzte Autoreifen, sei es die abgelegte Briefmarkensammlung. Alles Kapitalleichen, die man zu Geld machen könnte. An diesem Punkt setzt die Sparschwein AG an. „Unsere Philosophie ist es, totes Kapital zum Leben zu erwecken. Kunden können uns Sachwerte zukommen lassen und sich so Konsumwünsche erfüllen, ohne liquide Mittel anzutasten“, sagt der Vorstand der Münchner Sparschwein AG, Matthias Kröner.

Er sieht sein Unternehmen als Vehikel für die Erfüllung von Träumen. Damit diese wahr werden, schicken die registrierten Kunden ihre Waren an die Sparschwein AG. Dort werden die Sachen fotografiert und auf dem Internetmarktplatz eBay angeboten. Der Gewinn wird nach Abzug einer Gebühr in Höhe von mindestens 10 Euro auf das kostenlose Konto, das jeder Sparschwein-Kunde einrichten muss, überwiesen. Bei einem eBay-Gewinn in Höhe von 250 Euro entstehen Gebühren in Höhe von 60 Euro, sodass 190 Euro zur Auszahlung kommen.

Sehr große und wertvolle Gegenstände können auch zu Hause abgeholt werden. Üblich ist jedoch der Postweg. Ist das Geld erst einmal auf dem Konto, kann es für Sparverträge oder den Konsum genutzt werden.

Kröner verspricht sich von dieser Idee viel. Denn nach einer Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Emnid lagern ungenutzte und zum Teil wertvolle Gegenstände im Wert von 20 Milliarden Euro in den deutschen Haushalten. So richtig eingeschlagen hat die Idee bisher allerdings wohl nicht. An einem Tag im Februar bot die Sparschwein AG ganze 56 Artikel auf eBay an, darunter viele Ladenhüter wie Stumpenkerzen, einen batteriebetriebenen Duftspender oder Handwaschpaste.

Doch Kröner legt nach. Seit wenigen Wochen hat er eine Kooperation mit Quelle geschlossen. In derzeit rund 600 Läden können Sparschwein-Kunden ihr persönliches Hab und Gut abgeben. Das weitere Procedere regeln die Kooperationspartner. Denn längst nicht jeder hat einen Rechner mit Internetzugang. Das Modell nähert sich damit den eBay-Agenturen an. Doch diese haben sich schon in der Vergangenheit nicht als Schlager erwiesen. Kröner will deshalb auch ins Fernsehen. Ab Mitte März soll der Trödel auch auf der Mattscheibe angeboten werden. Zunächst jedoch nur im Raum München.

So bietet das Münchener Unternehmen an, für geschlossene Fonds für Immobilien, Schiffsbeteiligungen und dergleichen Käufer zu suchen. Im Gegensatz zu offenen Fonds, die problemlos handelbar sind, gibt es für geschlossene Fonds keinen funktionierenden Markt. Im Zweifelsfall bleibt man auf seinen Papieren sitzen. Die Sparschwein AG wirbt dagegen damit, für jeden in Deutschland gehandelten geschlossen Fonds ein Angebot zu unterbreiten. Und zwar ohne dass ein aktuelles Wertgutachten mitgeliefert werden muss. Ähnliches bietet das 2004 gegründete Unternehmen für Lebensversicherungen an. „Wir suchen einen Käufer – und zwar den besten“, verspricht Kröner. „Mittelfristig werden Finanzdienstleistungen der verschiedensten Art das Unternehmen tragen. Im Zentrum steht das Sparen“, sagt Kröner, der in der Vergangenheit die DAB-Bank aufgebaut hat. Das für alle Transaktionen notwendige Sparschwein-Konto wird von seinem früheren Arbeitgeber kostenlos geführt.

Mittlerweile ist die Sparschwein AG auch ins Kreditgeschäft eingestiegen und bietet einen „Auktionskredit“ an. Dieser von der Süd-West-Kreditbank ausgereichte Kredit, der letztlich nicht nur für eBay-Auktionen verwendet werden kann, ist besonders flexibel. Wer beispielsweise ein Ticket für ein Stones-Konzert bei eBay ersteigern möchte, kann den Preis unmittelbar mit dem Kredit begleichen. Verkauft der Fan wenig später sein betagtes Notebook, ist der Kredit mit dem Erlös möglicherweise sofort abgezahlt. Ob es allerdings sinnvoll ist, sich für eine Eintrittskarte zu verschulden, ist fraglich. Richard Roman

www.sparschwein.ag