GEHT’S NOCH?
: 20 Prozent auf alles

Erst hämmern uns diese Werbefüchse Sprüche ein, dann verschwindet die Marke. Doch der Werbemüll bleibt

Danke, Bruce Willis! Jahrelang hast du uns mit deiner deutschen Synchronstimme eingebimst, dass wir bei Praktiker 20 Prozent auf alles bekämen. Auf alles! Außer auf Tiernahrung oder was einen Stecker hat. Du hast die Botschaft in unser Hirn gefräst wie sonst dein „Yippie-ya-yeah, Schweinebacke!“ – und jetzt? Jetzt brauchen wir bald den ganzen Nonsens nicht mehr. Praktiker ist pleite. Bald gibt’s bestimmt 50 Prozent auf alles – auch auf Tiernahrung und jenes, was einen Stecker hat. Anschließend ist Praktiker weg. Nur der Spruch, der bleibt. In unseren Köpfen. Und tanzt da Polka.

Immer wieder ballern uns gewiefte Werbetexter Slogans in die Birne. Die schönste Pause ist lila. Wir speichern sie ab, wir können gar nicht anders. It’s cool man. Und dann ist das Produkt vom Markt. Daewoo, Daewoo und du, Daewoo und du, das Auto, dein Freund. Oder gleich das ganze Unternehmen. Das ist nicht normal für eine Bank.

Die Sprüche jedoch, sie werden wohl Eiszeiten überdauern. Dabei könnten wir den Platz in unserem Kopf so viel sinnvoller nutzen. Ein schöner Tag, die Welt steht still, ein schöner Tag. Wir könnten zum Beispiel mal anfangen, uns die Geburtstage unserer Kinder zu merken – oder zumindest deren Namen. Kleine Torte statt vieler Worte. Eine Formatierung der Partition „Werbung“ alle paar Jahre wäre dringend angebracht.

Selbst wenn es die Produkte noch irgendwo geben mag, wir kaufen sie doch eh nicht. Mini-Wini-Würstchen-Kette, lieben Karl und die Anette. Also: Werbesprüche raus, Latein rein, oder Mathe oder irgendeine Art von Wissen, das … Starfrucht, Starfrucht, extra große Fruchtstücke, Joghurt ganz naturbelassen, Starfrucht von Zott. Aaaaaah, diese Werbefüchse. Spee Megaperls, die schlaue Art zu waschen.

Es war halt die Zeit, in der wir besonders empfänglich für Werbung waren, damals in den Jahren nach der Wende. Einfach gut, bei McDonald’s ist es einfach gut.

Danke, Praktiker! Danke, Bruce Willis! Nun klemmt bei uns noch ein Stück mehr Werbemüll zwischen Stirn und Schädeldecke. So schokoladig, dass die Milch zum Kakao wird. So scharf, dass er hinter Gittern muss. Ein ganzer Kerl dank Chappi.

DAVID DENK, JÜRN KRUSE