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Insel-Präsident im Spagat

Mohamed Nasheed kommt offiziell von der Sonnenseite des Lebens. So zumindest lautet so der Tourismus-Werbeslogan der Malediven, deren Präsident der 42-Jährige seit 2008 ist. Momentan ist Nasheed allerdings unterwegs auf schwieriger Mission: Auf einer Europareise sucht er Verbündete gegen den kontinuierlich steigenden Meeresspiegel, unter dem sein Inselstaat langsam zu versinken droht. Gleichzeitig wirbt er aber auch für die Malediven als Urlaubsparadies, etwa auf der Internationalen Tourismus-Börse ITB, die derzeit in Berlin läuft. Ein Spagat, denn die Devisen der Urlauber sind die Lebensader seines Landes, auf der anderen Seite lassen sich die meisten Inseln aber nur per Flugzeug erreichen – und das wiederum ist nicht unbedingt klimafreundlich.

Nasheed, genannt Anni, hat in England Maritime Wissenschaften studiert, danach kehrt er in seine Heimat zurück, wo er 1990 das politische Magazin Sangu gründet. Es wird zum Sprachrohr der Kritiker am Regime von Präsidenten Maumoon Abdul Gayoom, der Sangu deshalb schnell wieder verbieten lässt. Nasheed landet im Gefängnis – zum ersten, aber nicht zum letzten Mal.

2004 geht Nasheed nach Sri Lanka ins Exil und gründet die Demokratische Partei der Malediven. Wenig später kehrt er zurück nach Malé, die Hauptstadt des Landes, wo er 2008 Präsident Gayoom nach 30 Jahren an der Macht in einer Stichwahl besiegt.

Im Rest der Welt ist Nasheed vor allem durch einen Tauchgang mit seinem gesamten Kabinett bekannt geworden. Im Oktober 2009, wenige Wochen vor dem Klimagipfel in Kopenhagen, wollte der Präsident damit auf die Folgen des Klimawandels für sein Land aufmerksam machen: Dessen höchste Erhebung misst keine drei Meter.

Nasheed ist so zum inoffiziellen Sprecher der Opfer des Klimawandels geworden. Bei seinem Deutschlandbesuch empfing ihn Angela Merkel. Auch dort warb er aber für Reisen in sein Land: „Wir möchten natürlich, dass die Touristen auch weiterhin kommen.“ Am Mittwoch besuchte Nasheed auf der Tourismusmesse ITB die knapp 70 Aussteller, die für die Malediven werben – von Untergangsstimmung war da nichts zu spüren.

CHRISTOPH GURK

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