KIRSTEN BRODDE, GRÜNE BLOGGERIN
: Die Bankchef-Gläubigerin
Mit den Mächtigen hat Kirsten Brodde sich schon öfter angelegt: Früher als Greenpeace-Aktivistin, später als sie sich 2008 von Tchibo-T-Shirts mit Texten wie „Tchibo-Shirts: Gefertigt für Hungerlöhne“ drucken ließ.
Vor einigen Tagen war es wieder soweit: Eigentlich hatte Brodde die ganze Sache vom letzten Sommer schon wieder vergessen, aber dann kam alles wieder hoch, als sie die Sparpläne der Stadt Hamburg sah. „Ich bin nicht bereit, das hinzunehmen“, sagt sie. Es ging um die HSH Nordbank. Die wurde 2008 mit Geld aus der Landeskasse gerettet, nichtsdestotrotz strich Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher einen Bonus von 2,9 Millionen Euro ein. „Jetzt ist die Stadt klamm und das ist in den Sparplänen der Regierung sichtbar.“ Brodde suchte sich aus dem Senatspapier einen Punkt heraus, der viele Hamburger Bürger betrifft: die Preiserhöhung des Hamburger Verkehrsverbunds. Um fünf Cent pro Fahrschein ist der Preis gestiegen, macht bei zwei Fahrten pro Werktag etwa 24 Euro im Jahr. „So kann man den Zusammenhang zwischen der Rettung der Bank und dem Sparen auf unsere Kosten sichtbar machen“, sagt Brodde.
Die 24 Euro wollte sie von Nonnenmacher gerne wieder haben – und marschierte mit einem selbst gebastelten Scheck zu einer HSH-Nordbank-Filiale. „Die haben mir natürlich nicht gleich einen Sack voll Taler hingestellt, sondern die Polizei gerufen“, sagt Brodde. Eine Anzeige hat sie aber nicht bekommen. Nun hofft die Aktivistin, dass viele Hamburger ihrer Aktion folgen und an Nonnenmacher schreiben. „Ich will, dass die Leute sagen: ‚Tolle Aktion, wir brauchen mehr Zivilcourage‘“.
Generell ist es der 45-Jährigen wichtig, ihre Meinung zu artikulieren. „Das ist einfach mein Gefühl als Bürgerin, dass man ‚denen da oben‘ nicht alles durchrutschen lassen kann.“ Sie glaubt, dass deutliche Signale nötig sind, um eine Kontrollfunktion zu erfüllen. „Bald wird die nächste Pressekonferenz der Nordbank sein und ich sage schon jetzt, dass die dann die nächsten Milliardenverluste verkünden werden“, prophezeit die Aktivistin. Und dann wird sie wohl gleich den nächsten Scheck basteln. LISA KRICHEL
