IN DER WASCHSTRASSE
: Gefährliche Funken

Die Waschrollen klatschen gegen die Scheiben, der Schaum quillt

Eine Autoreinigung ist wie ein Putzeinsatz: Spaß macht sie nicht, aber hinterher fühlt man sich wohler, weil die engste Umgebung wieder sauber ist. Aber ungefährlich ist das nicht: Während man in der Wohnung von Stühlen oder Leitern stürzen kann, lauern auch bei der Autowäsche ungeahnte Fallstricke.

An der Autowaschanlage in Biesdorf herrscht an diesem Sonntagabend entspannte Ruhe: gemächliches Saugen, keine Wartezeit vor der Waschstraße. Drinnen klatschen die Waschrollen gegen die Scheiben und die Karosserie, der Schaum quillt, es zischt und spritzt.

Ich sitze im Auto und fahre auf dem Förderband mit. Am Ende leuchtet eine grüne Ampel auf: losfahren! Würde ich gerne, aber der Wagen springt nicht an. Ich steige also aus, greife den Türrahmen und versuche zu schieben – zu schwer, wegen einer Kante. Von hinten kommt schon das nächste Auto auf dem Band. Wird es meines rammen? Ich springe ans Heck und drücke mit aller Kraft, und endlich rollt das Auto auf den Parkplatz. Aber warum springt es auch dort nicht an?

Einige Meter weiter schrauben und putzen ein paar junge Männer an ihren tiefergelegten Autos herum. „Hey Jungs“, rufe ich ihnen zu, „ihr kennt euch doch bestimmt aus. Warum springt’n meene Karre bei Nässe nicht an?“ „Dit is die Zündspule, hatte meener ooch schon mal“, antwortet einer. „Klapp ma die Motorhaube uff!“ Gesagt, getan, dann soll ich noch einmal starten. Das Auto springt an, ich steige aus, und alle schauen in den Motorraum. „Kiek mal“, sagt der Schrauber, „wie der Funken wejen der Nässe dort rumspringt. Dit sollta nich, denn dadurch fehlt Kraft für die Zündung.“ Dann schiebt er seinen Zeigefinger Richtung Zündspule, ein paar Zentimeter fehlen noch … „Aua“, schreit er plötzlich, springt zurück und schüttelt seinen Arm. „Ick hab eene jewischt jekricht.“ RICHARD ROTHER