VW unter Strom

BILANZ Volkswagen-Chef Martin Winterkorn sieht die Automobilbranche vor einer Zeitenwende

Die Branchenkrise hat sich für den VW-Vorstand finanziell positiv ausgewirkt

BERLIN taz | Der Volkswagen-Konzern will unter anderem mit der breiten Einführung von Elektrofahrzeugen gestärkt aus der gegenwärtigen Branchenkrise hervorgehen. Wie VW-Chef Martin Winterkorn am Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz in Wolfsburg erklärte, soll der klassische Verbrennungsmotor zwar weiterhin „Motor der Innovationen“ bleiben. Parallel dazu werde aber als zweite Säule der Elektroantrieb weiterentwickelt und der Hybridmotor „aus der Nische geholt“. So sollen spätestens 2013 die viel verkauften Modelle Golf, Jetta und der Kleinstwagen Up auch in elektrifizierter Form auf den Markt kommen.

Bis 2018 will VW 3 Prozent seiner Fahrzeuge als Elektroautos verkaufen. Von der Politik forderte Winterkorn, Forschung vor allem in der Batterietechnik massiv zu fördern. Außerdem solle es befristete Anreize für den Kauf von Elektroautos geben. Der VW-Chef sieht die Automobilbranche vor einer „strukturellen und technologischen Zeitenwende“, die große Herausforderungen mit sich bringen werde. Gleichzeitig bekräftigte er die „Strategie 2018“, wonach VW in acht Jahren der weltweit führende Automobilkonzern sein will. Für das laufende Jahr blieb Winterkorn aber vorsichtig. 2010 werde zwar kein einfaches Jahr, sagte er. „Rückschläge sind möglich“, sagte er mit Blick auf die krisengeschüttelte Weltwirtschaft.

Die Rezession hatte bei Volkswagen 2009 zu einem Gewinneinbruch um über 80 Prozent auf 911 Millionen Euro geführt. Unter den einzelnen Konzernmarken bleibt die spanische Seat mit einem Verlust von 339 Millionen Euro ein Problem.

Allerdings hat sich die Krise für den VW-Vorstand positiv ausgewirkt. Vorstandschef Winterkorn und sein Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch haben jeweils 800.000 Euro Sonderprämie, die übrigen Vorstandsmitglieder 200.000 Euro für die erfolgreiche Übernahme von Porsche erhalten. Insgesamt verdienten die fünf Vorstände im vergangenen Jahr zusammen rund 18,7 Millionen Euro. STEP