: Airbus kündigt Jobausbau an
Flugzeugfabrik in Finkenwerder will bis Jahresende zusätzlich 850 Ingenieure und Facharbeiter einstellen. Werkspläne für China machen Belegschaft Sorgen
Gegen den deutschlandweiten Trend von Stellenabbau und Auftragsflaute will die Flugzeugfabrik Airbus in diesem Jahr zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Am meisten profitiere das Hauptwerk in Finkenwerder, kündigte Airbus-Deutschland-Chef Gerhard Puttfarcken gestern in Hamburg an. Dort entstünden 850 der bundesweit insgesamt 1.250 zusätzlichen Jobs. „Wir sind sehr froh“, sagte Gesamtbetriebsratsvize Rüdiger Lütjen, „gerade weil wir wissen, dass viele Kollegen etwa bei Daimler oder Conti in einer anderen Lage sind.“
Investitionen seien möglich, weil das vergangene Jahr für Airbus „außerordentlich erfolgreich war“, so Puttfarcken. Die Fabrik, die bis Dezember bundesweit 22.350 Festangestellte zählen werde, baue dieses Jahr mehr als 400 Flugzeuge nach 370 im Vorjahr. Neben Hamburg komme das unter anderem Bremen mit 250 und Stade mit 70 neuen Jobs zugute. Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) behauptete, dass zusätzlich zu jedem Arbeitsplatz bei Airbus ein weiterer in einem Zulieferbetrieb entstehe.
Nach den Airbus-Plänen soll das Hamburger Werk bis Jahresende 12.050 fest angestellte Mitarbeiter haben. Dazu kommen rund 4.000 Leiharbeiter. Allein für die Produktion des Riesenfliegers A380 seien hier in den vergangenen fünf Jahren mehr als 2.500 neue Leute fest angestellt worden, berichtete Puttfarcken, „weit mehr und erheblich früher als angekündigt“. Ursprünglich hatte Airbus 2.000 Jobs bis 2007 in Aussicht gestellt. Mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze rechtfertigen der Konzern wie der Hamburger Senat den Werks-Ausbau in Finkenwerder.
Auch für die weiteren Neueinstellungen sei das Großflugzeug A380 ein „Treiber“, sagte Puttfarcken. Gesucht würden darüber hinaus Fachkräfte für andere Programme wie den Militärtransporter A400M und das Passagierflugzeug A350. Benötigt würden überwiegend Luft- und Raumfahrttechniker, Maschinenbauingenieure sowie Elektrotechniker und Informatiker für die Konstruktion und Entwicklung, den Fertigungsbereich und die Qualitätssicherung. Auch die Zahl der Facharbeiter und kaufmännischen Angestellten solle steigen.
Offenbar mit Unruhe reagiert die Belegschaft auf die Airbus-Pläne, eine erste Produktionslinie in China aufzubauen. Im Juni will Airbus über den Bau eines Werks im „Reich der Mitte“ entscheiden. „Unter den Beschäftigten herrscht die Sorge, dass unsere Technologie dann transferiert wird“, so Mitarbeitervertreter Lütjen. Zurzeit aber rechne der Betriebsrat selbst damit, „dass uns der Gang nach China auch hierzulande weiteres Wachstum bringt“. Eva Weikert
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen