Nein heißt Nein

Schattenriss und JungenBüro starten ein Projekt gegen sexuelle Gewalt. Zielgruppe: Bremer Kindertagesheime

Bremen taz ■ „Weil sich kein Kind alleine schützen kann“, so heißt das Präventionsprojekt gegen sexuellen Missbrauch, das jetzt in Bremer Kindertagesheimen anlaufen soll. Organisiert wird es von Schattenriss, der Beratungsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen, und dem Bremer JungenBüro.

„Jeder achte Junge und jedes dritte bis vierte Mädchen ist von sexuellem Missbrauch betroffen“, schätzt Solrun Jürgensen von Schattenriss. Nach den Sexualmorden an Adelina und Dennis häuften sich die Anfragen besorgter Eltern, wie sie ihre Kinder schützen könnten. So habe man „auf den Bedarf reagiert“ und die Projektidee verwirklicht.

Das Projekt verfolgt einen neuen Ansatz: Es arbeitet geschlechtsspezifisch. In getrennten Gruppen für Mädchen und Jungen zwischen acht und zehn Jahren setzten sich die Kinder mit Themen wie „Nein sagen und Hilfe holen“ auseinander und lernen, was sexueller Missbrauch überhaupt ist. Die Trennung nach Geschlecht sei wichtig, meint Volker Mörchen vom Bremer JungenBüro, da die unterschiedliche Sozialisation besonders berücksichtigt werden müsse: „75 Prozent der Jungen, die mit sexualisierter Gewalt in Berührung kommen, erzählen nie, was ihnen passiert ist: Ihnen wird suggeriert, dass man nur ein Junge ist, wenn man keine Schwäche zeigt.“

Auch wichtig sei der Einbezug der Eltern, so Marion Flindt von Schattenriss, seien sie doch für den Schutz ihres Kindes verantwortlich. So gibt es Infoabende, an denen Eltern lernen, sexuellen Missbrauch zu erkennen und wie sie zum Schutz ihrer Kinder beitragen können.

Außerdem richtet sich das Projekt an die MitarbeiterInnen der Kindertagesheime. „In den Einrichtungen herrscht große Unsicherheit, was das Thema angeht“, meint Solrun Jürgensen, „daher wollen wir mit den Fortbildungen ein Grundlagenwissen schaffen und vermitteln, was zu tun ist, wenn ein Verdacht des sexuellen Missbrauchs besteht.“

Das Präventionsprojekt wird zu 80 Prozent von der „Aktion Mensch“ finanziert und ist auf Sponsoren und Spenden angewiesen. Innerhalb der dreijährigen Laufzeit sollen zwölf Kindertagesheime, 360 Kinder und über 300 ErzieherInnen erreicht werden. Das Projekt startet im März in einer KTH in Walle.

mso

Mehr Infos unter www.schattenriss.de oder www.bremer-jungenbuero.de.