: Weniger Charaktervögel
ÖKOLOGIE Die Bestände der Rebhühner und Fasane in Niedersachsen sind stark rückläufig. Die Gründe werden nun erforscht, etwa ob Raubtiere oder Krankheiten daran Schuld sind
■ Die Bestände des Niederwilds in Niedersachsen brechen seit einigen Jahren ein:
■ Fasan: Sind in der Saison 2007/08 noch 150.000 Fasane erlegt oder tot gefunden worden, waren es vier Jahre später nur noch gut 50.000.
■ Rebhuhn: 2005/06 wurden 3.800 Rebühner verzeichnet. 2011/12 waren es nur noch 800.
■ Feldhase: 120.000 im Jahr 2005 – 70.000 im Jahr 2011.
VON GERNOT KNÖDLER
In Niedersachsen gibt es immer weniger Hasen, Rebhühner und Fasane. Der Bestand dieser „Niederwildarten“ ist nach einer Erholungsphase seit 2005 – im Falle der Fasane seit 2007 – kontinuierlich zurückgegangen, wie dem Landesjagdbericht zu entnehmen ist. Forscher der Tierärztlichen Hochschule Hannover gehen den Ursachen nach.
In Niedersachsen werden seit gut 20 Jahren alle jagbaren Wildtiere gezählt. Diese „Wildtiererfassung“ stützt sich auf die Beobachtungen der Jäger in ihren Revieren, die etwa feststellen, wie viele Vogelpaare in ihrem Gebiet brüten. Dazu kommt die Zahl der zur Strecke gebrachten Tiere: Aus deren Schwankung schließen die Jägerschaft und die Forscher auf die Größe des Tierbestandes.
Nach den Daten aus der Wildtiererfassung hat die Zahl der Hasen zwischen 1993 und 2005 von elf auf beinahe 17 Tiere pro Quadratkilometer zugenommen. In den Folgejahren sackte die Population auf gut zwölf Hasen ab. „Auffällig ist hierbei die zeitliche Überschneidung des Wegfalls der Stilllegungsflächen und der Zunahme des Bioenergiepflanzenbaus mit dem Rückgang der Niederwildbesätze“, schreiben die Autoren des Landesjagdberichts.
Zum Niederwild gehört auch das Rebhuhn, bei dem eine ähnliche Entwicklung eingetreten ist. In dem Jahrzehnt vor 2005 nahm die Population leicht ab, um dann um fast die Hälfte einzubrechen. „Das Rebhuhn war einst der Charaktervogel der mitteleuropäischen Kulturlandschaft“, heißt es im Landesjagdbericht. Die vielen kleinen Äcker mit Feldrainen dazwischen, die Vielfalt der Feldfrüchte und die extensive Bewirtschaftung der Felder habe ihm einen optimalen Lebensraum geschaffen. Diese Landschaft hat sich in den vergangenen Jahrzehnten allerdings stark verändert.
Warum die Populationen so stark zurückgegangen sind, untersuchen die Forscher der Tierärztlichen Hochschule mit Blick auf das Rebhuhn am Fasan. Er gehört wie das Rebhuhn zur Gattung der Hühnervögel und auch seine Bestände wurden in den vergangenen Jahren dezimiert, allerdings von einem anderen Niveau aus. „Das ist wissenschaftlich ein zusammengehörendes Problem“, so Friederike Getöffer von der Hochschule.
Sie und ihre KollegInnen konzentrieren sich bei der Suche nach den möglichen Ursachen auf Krankheiten. Fasane bevorzugen zwar einen anderen Lebensraum als das Rebhuhn. Beide Arten sind aber eng verwandt und für dieselben Erregergruppen empfänglich. Die Forscher untersuchen die Kadaver tot aufgefundener Tiere und nehmen Proben bei den zur Strecke gebrachten Vögeln. „Die Hinweise, die wir hatten, sind sehr dürftig“, sagt Getöffer. Möglicherweise könnte ihre Forschung auch dazu führen, dass Krankheitserreger als Ursache für den Einbruch der Population ausgeschlossen werden können.
Ein anderer Wissenschaftler der Hochschule geht der Frage nach, ob die Zunahme von Beutegreifern – Füchsen, Katzen, Ratten, Raben- und Greifvögeln – eine Rolle spielen könnten. Dazu könnten auch Veränderungen der Landschaft und der Landnutzung oder auch der Witterung Einfluss haben.
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