„Rechte Szene ist hart“

VILLA ICHON Journalistin bekommt Kultur- und Friedenspreis für Aufklärung über Neonazis

■ Redakteurin beim Weser Kurier, Schwerpunkt Rechtsextremismus

taz: Frau Kröger, wurden Sie aufgrund Ihrer Arbeit bedroht?

Christine Kröger: An der Tagesordnung ist das nicht. Aber es kommen schon so Bemerkungen wie „eine Rentenversicherung brauchst du nicht“. Passiert ist aber noch nichts.

Warum haben Sie das Thema zu Ihrem Schwerpunkt gemacht?

Das hat sich ergeben, weil ich bei meinen Recherchen immer wieder auf neue Facetten gestoßen bin. Von offizieller Seite erfährt man nicht viel, Staats- und Verfassungsschutz sind naturgemäß eher zugeknöpft. Und die Neonazis selbst gehen oft sehr konspirativ vor. Deshalb ist die Recherche sehr arbeitsintensiv und im Ergebnis offen.

Und wie haben Sie angefangen, sich ein Bild zu machen?

Das war 2004, als Jürgen Rieger den Heisenhof in Dörverden gekauft hat. Wir wollten das Thema Rechtsextremismus im Umland unter die Lupe nehmen.

Und?

Von Behördenseite kam damals, dass man die rechte Szene in Bremen vernachlässigen könne. Das widersprach meinen eigenen Recherchen. Inzwischen ist klar, dass die rechte Szene in Bremen nicht sehr groß, aber dafür sehr hartgesotten ist.

Wie haben die Kollegen damals reagiert?

Es gibt zwei Kernmeinungen in unserem Berufsstand: Vorsichtige Berichterstattung, um die Neonazis nicht „großzuschreiben“. Und: Darüber schreiben, um aufzuklären und zu warnen.

Welche Themen müssen noch angepackt werden?

Über die rechtsextreme Szene muss kontinuierlich aufgeklärt werden. Die haben kluge Köpfe, wenn es darum geht, sich auf immer neuen Wegen in die sich rasch wandelnden Jugendszenen einzuklinken. INTERVIEW: EZE

Preisverleihung: Samstag, 11 Uhr, Villa Ichon, Goetheplatz 4