„Schwer zu reparierender Schaden“

ENERGIE Berlins Vattenfall-Belegschaft steht ein Aderlass bevor. Gewerkschaft Ver.di geißelt „Einsparwut“

Die Gewerkschaft Ver.di ist wütend über den geplanten Stellenabbau beim Energieriesen Vattenfall. Gewerkschaftssekretär Hartwig Willert sagte zur taz, man habe „bis zuletzt gehofft, dass bei Vattenfall Vernunft einkehrt. Dies hat sich nun zerschlagen.“ Für den Energiestandort Berlin bedeute die „Einsparwut“ des Konzerns einen „schwer zu reparierenden Schaden“.

Im März hatte Vattenfall angekündigt, bis Ende 2014 etwa 2.500 von weltweit 43.000 Stellen abzubauen, um Kosten zu sparen. Allein in Berlin-Brandenburg und Hamburg sollen 1.500 Stellen wegfallen, vor allem in Verwaltung und Service.

In Berlin will Vattenfall laut Ver.di etwa bei der Tochtergesellschaft Europe Business Services die Vollzeitstellen von 600 auf 130 reduzieren. Beim IT-Dienstleister Europe Information Services werde in Berlin, Hamburg und der Lausitz jede dritte der 600 Vollzeitstellen abgebaut. Die Tochter VSG, deren 600 Mitarbeiter sich etwa um die Kantinen kümmern, will Vattenfall komplett verkaufen. In Berlin beschäftigt das Unternehmen über 5.400 Menschen.

Wie der Abbau konkret umgesetzt wird, darüber verhandeln Arbeitgeber und Betriebsräte. Es geht vor allem um Abfindungs- und Altersteilzeitmodelle sowie Standortverlagerungen. Betriebsbedingte Kündigungen sind durch den Tarifabschluss vom vergangenen April bis 2017 ausgeschlossen.

Offen sind die Folgen für das laufende Konzessionsverfahren um das Stromnetz. „Es ist zu vermuten, dass ein möglicher Neueigentümer des Netzes in manchen Bereichen neue Infrastruktur und Kompetenz aufbauen muss“, so Gewerkschafter Willert. Vattenfall will das Netz über 2014 hinaus betreiben und hat sich dafür beim Senat beworben – ebenso wie das landeseigene Unternehmen Berlin Energie, das für die Rekommunalisierung des Netzes sorgen soll. Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) hat dieses Ziel von Rot-Schwarz jedoch vor einer Woche öffentlich infrage gestellt. Der Geschäftsführer von Berlin Energie, Wolfgang Neldner, ist dennoch optimistisch. Er sagte der taz: „Wenn wir die Konzession erhalten, übernehmen wir alle Mitarbeiter, die heute mit dem Betrieb des Stromverteilnetzes zu tun haben.“

Derzeit sind rund 1.400 Vattenfall-Mitarbeiter für den Netzbetrieb zuständig, unter anderem bei der Netzservice GmbH (876 Mitarbeiter), der Stromnetz Berlin GmbH (151) und der Metering Gmbh (148).

SEBASTIAN PUSCHNER