Ruf aus dem Stadtwald

Hannovers Problem ist nach einer aktuellen Umfrage nicht, dass es der Stadt an Attraktionen mangelt. Sondern dass mit diesen zu wenig Werbung gemacht wird. Das neue Profil: Verkehrsgünstige Lage und gute Einkaufsmöglichkeiten

Hamburg hat den Hafen, München wirbt mit dem Oktoberfest und in Köln ist Karneval. Hannover fehlt etwas Vergleichbares und wird daher oft als „graue Maus“ unter den Städten abgestempelt. „Die Faktoren, die als sexy gelten, hat Hannover nicht. Wir haben hier nicht die Alster, und der Rhein fließt hier auch nicht durch“, sagte gestern auch der Geschäftsführer der Internetagentur w3design, Ingo Stoll, bei der Vorstellung einer Image-Umfrage unter einheimischen Unternehmern. Die haben der Stadt bescheinigt, dass sie besser sei als ihr Ruf.

Die „Leine-Metropole“ solle deshalb versuchen, mit ihrer hohen Lebensqualität zu punkten, rät der Agentur-Chef, schließlich hätten die die Geschäftsleute der niedersächsischen Landeshauptstadt attestiert. Diese Stärken müssten aber viel besser den Nicht-Hannoveranern vermittelt werden. Beispielsweise, dass sich in Hannover der größte Stadtwald Europas befindet.

Stoll hatte zusammen mit zwei weiteren Werbe- und Kommunikationsagenturen aus Hannover die Umfrage unter Führungskräften initiiert. Rund 1.000 Fachkräfte aus der Region wurden um ihre Meinung gebeten, etwa 300 von ihnen beantworteten die Fragen. Im Jahr 2007 wollen die Agenturen die Umfrage wiederholen.

Rückendeckung kommt von einem prominenten Einwohner: Ex-Kanzler Gerhard Schröder – vor kurzem zum Ehrenbürger Hannovers ernannt – lobt „die Stadt der Wissenschaft und der Kultur“ und schwärmt von der „Unaufgeregtheit und Gelassenheit“ der Bewohner. Allerdings meint auch Schröder, die Hannoveraner selbst müssten „noch lernen, so richtig stolz auf ihre Stadt zu sein und diesen Stolz auch weiterzugeben“.

Wenn die Geschäftsleute, die im Werbejargon „Entscheider“ heißen, von Fremden nach Hannover gefragt werden, geben viele zuerst an, die Stadt sei verkehrsgünstig gelegen. Es gebe gute Einkaufsmöglichkeiten, ein vielseitiges Freizeitangebot und günstige Lebenshaltungskosten. Dennoch sei das Image von Hannover nicht gut. Dabei vermissen die befragten Führungskräfte vor allem ein konsequentes Marketing, das vor allem mit den barocken Herrenhäuser Gärten, der Kunst von Niki de Saint Phalle und dem Zoo wirbt.

Als eine internationale Stadt werde Hannover trotz der weltgrößten Computermesse CeBIT nicht gesehen, meinen die Werbe-Fachleute. Auch dem weltweiten Sportereignis in diesem Sommer trauen die Unternehmer scheinbar wenig zu: Der Umfrage zu Folge bewerten sie die Aussichten, dass die Fußball-WM zu einem Imagegewinn für den Austragungsort Hannover führt, eher skeptisch. DPA