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Das Ding, das kommtBenefiz-Butterfly

DIE CHARITY-GITARRE der Wattolümpiade: Schmetterlings-Kunst für die Krebsbekämpfung

Es ist der Grundzug der Wattpsychologie, das ewige Kommen und Gehen. „Ebbe und Flut, das ist so das norddeutsche Yin und Yang“, sagt Jens Rusch als Dr. h. c. wattpsych Momme Mannüberbord vom Wattpsychologischen Institut Brunsbüttel in Frank D. Müllers Doku „meerkampf. watt?“. Neben ihm stehen zwei „Wattkampfleiter“, die jenen Schlick in dem sie gerade knietief stecken, in Dosen füllen.

„1 Kilo Watt“ steht darauf, darunter: eine Glühbirne. Der Erlös ist tatsächlich ein Lichtblick. Denn mit dem Krebs hat der Küsten-Klamauk in der Nähe des Atomkraftwerks nicht nur in Form von wattbewohnenden Gliederfüßlern zu tun: Das Geld, das die Wattpsychologen mit dem Verkauf des Schlicks verdienen, kommt Menschen zugute, die von der lebensbedrohlichen Krankheit betroffen sind. Anarchischer Unsinn trifft norddeutsche Sturheit: ob Ebbe oder Flut – bloß nie aufgeben.

Dass es im Leben Tiden gibt, hat Rusch am eigenen Leib erfahren müssen. Vor zehn Jahren erkrankte er an Krebs. Und kam so auf die Idee, ein altes Steckenpferd auf professionelle Beine zu stellen. Schon in den 70ern hatte Rusch in Brunsbüttel einige Jahre lang die „Wattolümpiade“ veranstaltet. Mit an die Umstände angepassten Sportarten wie Wattfußball und Küstendisziplinen wie Aalstaffellauf, Fischtennis oder Gummistiefelweitwurf. Aber Rusch ging nach Spanien, um Künstler zu sein. 17 Jahre war er dort – der wattolümpische Gedanke versandete.

Dann kam der Krebs und in Brunsbüttel entstand erneut ein „Olümpisches Dorf“. Seitdem verwandeln Hunderte „Wattleten“ das Ufer der Elbmündung alljährlich in ein großes „Wattkampfgelände“ für albernen Sport, der auch ohne Doping richtig schmutzig ist. Eine surreale Schlammschlacht für eine saubere Sache. Mehr als 100.000 Euro sind so in fünf Jahren zusammengekommen.

Einen Teil davon hat bislang das angegliederte Musikfestival „Wattstock“ eingespielt. Dieses Jahr kommt es erstmals nicht zustande. Wer Musik hören will, kann dafür selbst Hand anlegen. Zum zweiten Mal wird eine vom Gitarrenbauer Dirk Seidel handgefertigte und von Rusch veredelte Gitarre versteigert. 2.000 Euro für eine Typisierungsaktion kamen letztes Jahr mit der Gitarre „Hope“ zusammen.

Diesmal kann man eine Schmetterlingsgitarre ergattern, die auf Ruschs kurioses Gemälde „Insektenkonzert“ zurückgeht. Keine Zweifel gab es, wie sie heißen muss: Iron Butterfly, wie die US-amerikanischen Psychedelik-Rocker. Noch bis Sonntagabend um 20 Uhr können dafür Gebote abgegeben werden.ROBERT MATTHIES

■ Auktion unter www.wattoluempia.de/auktion; Wattolümpiade: Sa / So, 27. / 28. 7., Elbdeich Soesmenhusen

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