piwik no script img

DAVID DENK DER WOCHENENDKRIMIMund abputzen, weiterflüchten

Als Krankenpflegehelfer muss man zum Glück eher selten vor bewaffneten Männern weglaufen. Da wird man ja wohl kurz kotzen dürfen, wenn man sie nach einer schweißtreibenden Verfolgungsjagd durch die Pariser Metro endlich abgehängt hat. Jetzt schnell durchschnaufen – und weiter geht’s, durch Samuel Pierrets (Gilles Lellouche) filmgewordenen Albtraum.

Der französische Actionthriller „Point Blank – Aus kurzer Distanz“ von Regisseur Fred Cavayé, der mit Guillaume Lemans auch das Drehbuch schrieb, erzählt eine dieser genretypischen Geschichten von einem Normalo, der, ohne es zu ahnen, Kriminellen in die Quere kommt und dafür tüchtig büßen muss. In diesem Fall wurde die schwangere Frau (Elena Anaya) von Pierret entführt, damit dieser den unter Polizeischutz im Krankenhaus liegenden Gangster Hugo Sartet (Roschdy Zem) befreit. Das gelingt, sonst aber wenig – auch weil das odd couple Pierret und Sartet einer korrupten Polizeieinheit in die Quere kommt. Von der Schusswaffe wird daher ausgiebig Gebrauch gemacht.

Zwar wirkt die Handlung, in die auch noch der Mord an einem Großindustriellen hineinspielt, ein wenig überkonstruiert (was nicht wie etwa in den „Stirb langsam“-Filmen durch ironische Brechungen abgepuffert wird). Dennoch überzeugt „Point Blank“ mit stimmigen Typen, schlanken Dialogen und schnörkellos-harten Actionszenen. Die Welt, in die der Film entführt, ist eine gottlose, schmutzige – und darf hier, anders als in Hollywood, auch so aussehen.

Gerade mal 81 Minuten braucht „Point Blank“, bis er Samuel Pierrets Familie in ein Happy End entlässt. Das Idyll ist wieder intakt. „Point Blank“ macht damit ganz nebenbei vor, wie viel Zeit man sparen kann, wenn man auf die beinahe obligatorische Liebesgeschichte während der Flucht des Helden verzichtet. Verknallt ist Pierret ja schon – in die Frau, für die er durch die Hölle ging.

„Point Blank – Aus kurzer Distanz“; Sa., 23.10 Uhr, ARD

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen