Die Schmierenkampagne

TALIBAN Der Brief eines pakistanischen Kommandeurs ist eine PR-Erklärung

Es war eine ungewöhnliche Stellungnahme, die Adnan Rashid, Kommandeur der pakistanischen Taliban, diese Woche abgegeben hat. In einem offenen Brief äußerte er sich zu Malala Yousafzais Rede vor den Vereinten Nationen. Die 16-jährige Schülerin, die im vergangenen Jahr ein Attentat der Militanten nur knapp überlebte, hatte vergangene Woche in New York Bildung für alle Kinder weltweit gefordert. „Die Extremisten hatten und haben Angst vor Büchern und Stiften,“ sagte sie.

In seinem Brief schreibt der Taliban-Kommandeur, dass er nur seine eigene Meinung wiedergebe und nicht die der pakistanischen Taliban. Dennoch liest er sich wie eine PR-Erklärung. Rashid schreibt, er empfinde „brüderliche Gefühle“ für Malala, weil sie demselben Stamm angehöre wie er. Den Anschlag habe er als „schockierend“ empfunden und sich gewünscht, sie vorher hätte „beraten“ können. Dann wäre es nicht dazu gekommen. Das Attentat sei nicht erfolgt, weil sie sich für Bildung eingesetzt habe, sondern weil sie eine „Schmierenkampagne“ gegen die pakistanischen Taliban gefahren habe.

Rashid führt in seinem Brief absonderliche Verschwörungstheorien an, wie sie überall durch Pakistan schwirren. So habe Henry Kissinger, „ein Jude“, sich 1973 dafür ausgesprochen, die Bevölkerungen in Entwicklungsländern um 80 Prozent zu reduzieren. Am Ende seines Briefs rät Rashid seiner Adressatin, nach Pakistan zurückzukehren, eine Koranschule für Mädchen zu besuchen und ihren Stift dazu zu verwenden, sich für die „Notlage der muslimischen Gemeinschaft“ einzusetzen.

Kainat Riaz, ein Freund von Yousafzais, kritisiert den Brief scharf. Dem britischen Telegraph sagte er: „Die Taliban sehen sie als große Feindin an. Was in dem Brief beschrieben wird, ist eine Ansammlung von Lügen.“ Yousafzai werde unter keine Umständen nach Pakistan zurückkehren. Der Brief sei nur ein Versuch der Schadensbegrenzung. SASCHA ZASTIRAL