Meyer Werft erstellt Sozialcharta

LEIHARBEIT Nach dem Tod zweiter Arbeiter kündigt Werft Verhaltenskodex an

„Es braucht Regeln gegen den Missbrauch von Werkverträgen“

BRIGITTE POTHMER, GRÜNE

Nach der Tragödie um zwei tote rumänische Arbeiter der Papenburger Meyer Werft hat das Unternehmen eine Sozialcharta und einen Verhaltenskodex erstellt. Beides gelte für die Werft wie auch für die Unterlieferanten, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.

Die neue Selbstverpflichtung der Werft soll heute dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium sowie der Gewerkschaft IG Metall und anschließend der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Meyer Werft begrüßte die Initiative der Stadt, die Unterkünfte der Arbeiter künftig zu kontrollieren und zu zertifizieren. Eine solche Zertifizierung werde die Werft zur Grundbedingung für Werkverträge machen. Die Stadt hat bereits einen ersten Entwurf eines Verhaltenskodex erarbeitet, der menschenwürdige und sichere Unterkünfte für die Arbeiter sicherstellen solle.

Werkverträge wie auch Zeitarbeitsverträge werden von den Unternehmen genutzt, um Stammbelegschaften abzubauen, sagte am Sonntag die Grünen-Bundestagsabgeordnete Brigitte Pothmer. Dabei handele es sich nicht mehr nur vereinzelt um „schwarze Schafe“. Leiharbeit müsse stärker reguliert werden und es brauche klare Regeln gegen den Missbrauch von Werkverträgen.

Unterdessen hat der Bruder eines der Opfer schwere Vorwürfe gegen die Emder Leiharbeitsfirma SDS erhoben, die über ein rumänisches Subunternehmen die Arbeiter gestellt hatte. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte er, SDS kassiere Geld, das eigentlich den Arbeitern zustehe. Die Meyer Werft kündigte an, die Geschäftsbeziehungen zu der Leiharbeitsfirma zu beenden, wenn an den Vorwürfen etwas dran sein sollte.  (dpa/taz)