„Was bleibt vom Kampf?“

Ernesto Cardenal liest eine Revolution in Versen

■ ist nicaraguanischer suspendierter katholischer Priester, sozialistischer Politiker und Schriftsteller. Foto: dpa

taz: Herr Cardenal, warum muten Sie sich mit 85 Jahren noch eine Konzerttournee zu?

Ernesto Cardenal: Es ist meine Arbeit, die ich mache und ich bekomme ein Honorar dafür. Meine Rente in Nicaragua ist sehr klein.

Ist das nicht mühsam?

So ist es eben – und es macht mir auch Spaß.

Das Motto der Tournee ist doppeldeutig: „What’s left?“ – ist für Sie thematisch die politische Linke oder das biographische Resümee interessanter?

Die Linke ist mir wichtiger. Die Menschen teilen sich in Rechte und Linke: Die Rechten sind mit den Reichen und Mächtigen; die Linken sind mit den Armen und Unterdrückten. Deswegen bin ich für die Linke. Und wenn man fragt, was bleibt von der Linken, dann muss man auch fragen: Was bleibt vom Kampf der Armen?

Fühlen Sie sich mittlerweile eher als politischer oder als religiöser Autor?

Ich bin kein Politiker, ich bin Revolutionär.

Was verbinden Sie mit Deutschland?

Ich war 30 Mal hier und habe sehr angenehme Erfahrungen gemacht. Ich werde immer mit großer Liebe empfangen.

Nehmen Sie auch Anteil am deutschen Papst – oder haben Sie nach der Suspension durch Johannes Paul II das Interesse an den Päpsten verloren?

Er ist ein Inquisitor. Es ist ein Irrtum, dass er Papst geworden ist.INTERVIEW:
FRIEDERIKE GRÄFF

Ernesto Cardenal liest um 19.30 Uhr in der St. Johanniskirche, die Grupo Sal begleitet ihn musikalisch