„Kinder runterbringen“

SCHULE LehrerInnen bereiten sich während einer zweiwöchigen Tagung auf den Schulanfang vor

■ 61, Koordinatorin für den Bereich Grundschule am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung

taz: Frau Bull-Scherer, in Ihrem Tagungsprogramm findet sich unter anderem die Veranstaltung „Kinderyoga“. Sind unsere Kinder heute schon so gestresst, dass sie in der Grundschule Entspannungstechniken erlernen müssen?

Astrid Bull-Scherer: Kinder sind nach den Pausen oft sehr aufgeregt. Wir bieten diese Veranstaltung schon seit vielen Jahren an, um LehrerInnen zu zeigen, wie sie die Kinder mit kleinen Übungen wieder runterbringen können, damit sie auf den Unterricht vorbereitet sind.

Die Kindern sind also nicht überfordert mit Schule, Musikunterricht und dazu noch Englischnachhilfe und brauchen deswegen Yoga?

Ich bin schon der Meinung, dass die Anforderungen in den Schulen für Kinder groß sind und dass die Lehrkräfte dafür sorgen müssen, die Voraussetzung zum Lernen in der Klasse zu schaffen. Dazu gehört eben auch, die Konzentration der Kinder wieder herzustellen.

Und die Tagung vermittelt diese Fähigkeiten?

Es handelt sich in erster Linie um eine Fortbildung, die die Lehrer auf den Beginn des Unterrichts vorbereiten soll. Sie ist thematisch breit gestreut und wendet sich an alle Lehrkräfte, die an Grundschulen arbeiten.

Wo sehen Sie künftig die größten Herausforderungen für GrundschullehrerInnen?

Die größte Anforderung sehe ich mit der Umsetzung der inklusiven Schule auf uns zukommen. Trotz einer immer heterogener werdenden Lerngruppe muss es Ziel bleiben, allen Kindern ein erfolgreiches Lernen zu ermöglichen. Das ist die Herausforderung, der sich die Lehrkräfte nun schon eine Weile stellen. Die Nachfrage nach Fortbildungsangeboten zu dieser Thematik ist groß.

Glauben Sie, die inklusive Schule ist möglich?

Es ist eine gesellschaftliche Herausforderung, der wir begegnen müssen.

Wo sehen Sie Schwierigkeiten bei der Umsetzung der inklusiven Schule?

Es ist eine komplexe Aufgabe, ein Angebot für alle zu erarbeiten: von hochbegabten bis beeinträchtigten SchülerInnen. Aber wir sollten auch nicht vergessen, dass die Grundschule für alle da ist. Ab der vierten Klasse können die Kinder dann innerhalb der unterschiedlichen Schulformen gefördert werden.

INTERVIEW: MIRIAM KERN

Schulanfangstagung 2013: bis zum 2. August, tgl. 12 bis 18 Uhr, Tagungsbüro Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Felix-Dahn-Str. 3