Papst will sich äußern

MISSBRAUCH Nachdem er für sein Schweigen kritisiert wurde, kündigt der Vatikan jetzt Maßnahmen an

ROM/BERLIN dpa | Der Vatikan hat eine Erklärung des Papstes zum sexuellen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen angekündigt. Benedikt XVI. werde sein Schweigen brechen und schon bald in einem Hirtenbrief an die irischen Bischöfe klare Maßnahmen bekanntgeben, sagte der Chef der päpstlichen Akademie für das Leben, Erzbischof Rino Fisichella, dem Mailänder Corriere della Sera. Ob er dabei auch auf die Fälle in Deutschland eingehen wird, war aber unklar.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bewertet das Verhalten des Papstes als Unterstützung für die deutschen Bischöfe. „Die Bundeskanzlerin begrüßt, dass der Heilige Vater die Notwendigkeit einer vollständigen Aufklärung dieser abscheulichen Taten ausdrücklich unterstrichen hat“, sagte ein Regierungssprecher am Montag. Für die Regierung sei es ein gutes Zeichen, dass die Bemühungen der katholischen Kirche und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, „ausdrücklich die Rückendeckung des Vatikans haben“. Die Regierung sei zufrieden mit dem, was Zollitsch an Botschaften aus dem Vatikan mitgebracht habe.

Zollitsch hatte am Freitag bei einer Audienz mit dem Papst über die Missbrauchsfälle in Deutschland gesprochen. Danach drang lediglich an die Öffentlichkeit, dass der Papst sehr erschüttert sei. Beim traditionellen Angelus-Gebet am Sonntag in Rom sprach der Papst den Skandal nicht an. Auch beim Abendgottesdienst in der deutschen Christuskirche in Rom äußerte er sich nicht dazu. Benedikt XVI. besuchte dabei erstmals in seiner Amtszeit ein evangelisches Gotteshaus. Das Schweigen des Papstes sei auf die „Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit“ des Pontifex zurückzuführen, mit der dieser sich ein Bild der Lage mache, sagte Erzbischof Fisichella.