JENS-UWE SCHOLZ, BAUSCHAUMKÜNSTLER
: Der Teichschaf-Vater
Als er den dunkelgrünen Tümpel auf einem Schäferhof in Nienburg sah, war dem hannoverschen Bildhauer Jens-Uwe Scholz auf einmal klar: Da müssen Schafe drauf. Weil es Tierquälerei wäre, echte Schafe in den Tümpel zu werfen, und da er sich mit Bauschaum sehr gut auskennt, erstellte Scholz kurzerhand Bauschaumschafe.
Eigentlich fertigt der Künstler überdimensionale Wandfossilien aus Bauschaum, auch PU-Schaum genannt. Zurzeit werden diese Wandmonumente im Maritim Airport Hotel in Hannover ausgestellt. Seit 2007 nutzt Scholz das Material auch, um die Teichschafe zu kreieren.
Eigentlich wollte er damals nur fünf Tiere für die Landpartie in Nienburg machen, doch die Leute waren total begeistert von den Schäfchen und kauften sie ihm ab, kaum dass sie fertig waren. Die Schafe machten Scholz bekannt und mittlerweile gibt der 38-Jährige sogar Bauschaumschafkurse. Hier können die Teilnehmer lernen, wie die Tierchen hergestellt werden, und natürlich dürfen sie ein eigenes mit nach Hause nehmen. Der nächste Kurs, Ende März, ist bereits ausgebucht. „Ich habe mit den Schäfchen wirklich einen Nerv getroffen“, sagt Scholz.
Am Freitag will er seine Teichschafe – nicht zu verwechseln mit den norddeutschen Deichschafen – wieder ins Wasser lassen. Dieses Mal dürfen sich 30 Tiere im Maschteich in Hannover einen nassen Pelz holen. Drei Schäfchen muss Scholz noch fertigstellen, bevor die Herde auf einem 40 qm großen Floß bis zum 9. April auf dem Maschteich grast. Weil sie gut lackiert und befestigt werden, kommen die Schäfchen auch wieder heil an Land, wo sie dann verkauft werden.
Die ungewöhnlichen Teichbewohner sind aber nicht überall gerne gesehen. Viele Hunde erschrecken sich, sind verwirrt oder greifen die harmlosen Tierchen an. Einige Schäfchen mussten sogar repariert werden, weil sie, während sie hilflos im Teich festgefroren waren, von Hunden angeknabbert wurden.
Andere Tiere aus Bauschaum will Scholz nicht herstellen. Das wäre zu nahe liegend, findet der Künstler. „Ich versuche, immer das zu tun, was sonst keiner macht.“ LISA FRANKENBERGER
