Frausein verbindet

Im Bremer Frauenausschuss sitzen seit 60 Jahren Katholikinnen und Kommunistinnen, Landfrauen und Migrantinnen an einem Tisch. Das wird jetzt gefeiert

„Die Frau gehört ins Haus! – Will wirklich heute noch ein vernünftiger Mensch wagen, dieses Schlagwort auszuspielen?“ So fragten 1946 die Gründerinnen des Bremer Frauenausschusses (BFA) angriffslustig. Ohne Zugeständnisse an das tradierte Frauenbild ging es nicht: „Sicherlich wird das Heim die Sehnsucht jeder echten Frau bleiben.“ Der Vorwurf eines unweiblichen Egoismus wurde vorauseilend entkräftet: „Es geht nicht nur um Frauenrechte, sondern um Frauenpflichten.“

Frauenausschüsse, die eine zivilen Gesellschaft mitgestalten wollten, gründeten sich nach dem Zweiten Weltkrieg in vielen Städten. „Aber in Bremen gelang es, die Kluft zwischen bürgerlicher und proletarischer Frauenbewegung zu überbrücken“, sagt Renate Meyer-Braun, Historikerin und Vorstandsmitglied. Das 60-jährige Jubiläum wird jetzt mit einer Ausstellung in der Zentralbibliothek unter dem historisch-programmatischen Titel „Wir rufen euch Frauen!“ gefeiert. Bei einer Festveranstaltung im Rathaus wird der BFA die „Bremer Frau des Jahres“ ausgezeichnet.

Unter den Gründerinnen des BFA finden sich Sozialdemokratinnen und Gewerkschafterinnen ebenso wie Frauen aus dem katholischen Caritas-Verband und der Israelitischen Gemeinde. Gezeichnet von der KZ-Gefangenschaft, engagierte sich auch die Kommunistin und spätere Senatorin Käte Popall in diesem Kreis. FDP- und CDU-Frauen stießen später dazu.

Bei so unterschiedlichen weltanschaulichen Lagern verwundert es kaum, dass manche Fragen ungelöst bleiben mussten. Über Atombewaffnung, Abtreibung und die Gesamtschule tauschte frau ihre Positionen aus – und verzichtete auf eine Beschlussfassung. Doch dass gleiche Arbeit gleich bezahlt werden müsse, dass etwas gegen Zwangsprostitution zu tun sei, darüber sind sich die Frauen seit 1946 einig.

Eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ebenfalls ein Dauerbrenner in der BFA-Arbeit. Wenn auch, verrät Renate Meyer-Braun, die Katholikinnen immer mal den Hinweis einschieben, dass man auch Frauen würdigen müsse, die nur für die Familie da sind.

Meist ist der BFA auf den steinigen Weg durch die Institutionen angewiesen. Auf der Delegiertenversammlung bringen die Frauenverbände ihre Anträge ein. Finden sie Zustimmung, dann werden sie als Anfragen an die zuständigen SenatorInnen oder die Bürgerschaft weitergeleitet und geduldig auf Antwort gewartet.

Seit 1999 kürt der BFA eine „Bremer Frau des Jahres“, die sich im Kampf gegen Gewalt an Frauen verdient gemacht hat, etwa gegen Genitalverstümmelung oder Frauenhandel. Sich zu Themen zu positionieren, die so erschütternd wie weit weg von der Bremer Wirklichkeit sind, scheint leichter, als sich zu verständigen, was Feministinnen und Landfrauen hierzulande eigentlich für Gemeinsamkeiten haben. Renate Meyer-Braun mag nicht völlig widersprechen. Obwohl – auch in der Kopftuchdebatte sei frau sich einig, dass religiöse Symbole nichts in öffentlichen Einrichtungen zu suchen hätten. Ein großer, unbekannter Gegner wie der patriarchalische Islam ist doch manchmal ganz nützlich. Annedore Beelte

Ausstellungseröffnung am 7.3., 17 Uhr, Zentralbibliothek (bis 25. März), Festveranstaltung am 15.3., 18 Uhr, Obere Rathaushalle