Stimmung gegen ungeliebte Tiere

betr.: zum selben Kommentar

Hanna Gersmann schreibt: „Für den Menschen bleibt also alles beim Alten: Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche – man kann es nicht oft genug sagen“ – und liegt damit genau auf Flughöhe der Stammtische und Agrar„politikerInnen“. Die Differenzierung zwischen Tier- und Menschenseuche ist irreführend und gefährlich. Es gibt keine Krankheit, die sich unter (allen) Tieren, nicht aber unter Menschen epidemisch oder pandemisch ausbreitet. Die falsche Differenzierung ruft heute aber die auf den Plan, die schon immer gegen bestimmte Tierarten waren – sei es aus Eigennutz oder aus Prinzip.

Kaum ist die erste Katze infiziert, wird der Abschuss verwilderter Hauskatzen zum Thema. Das Aus für die Freilandhaltung von Geflügel haben die lobbyhörigen Agrar„politikerInnen“ schon im Stillen beschlossen, was fehlt, ist der erste H5N1-Fall im Freiland. Wenn die erste Stadttaube an H5N1 stirbt, wird in vielen Städten der Kammerjäger gerufen, damit man „das Stadttaubenproblem“ jetzt endlich mal in den Griff bekommt. Der Boden ist fruchtbar für solche Aktionen, denn Panik macht sich breit: In Düsseldorf wurde vor zwei Wochen eine ganze Straße abgesperrt, als PassantInnen ein totes Teichhuhn meldeten.

Dieser Panik muss mit korrekten Informationen begegnet werden: Die Vogelgrippe betrifft fast ausschließlich Wasservögel und KZ-Hühner. Alle anderen Tierarten – einschließlich des homo sapiens sapiens – können sich zwar womöglich anstecken, aber eine seuchenartige Ausbreitung ist bei ihnen ausgeschlossen. Ob und wann das Virus in irgendeine für die Menschheit nachteilige Richtung mutiert und was dann konkret zu tun ist, vermag auch das Robert-Koch-Institut nicht zu sagen. Und lobbyhörige PolitikerInnen erst recht nicht. VOLKER KÖNIG, Tönisvorst