Käfiglobby schlägt zurück

In Niedersachsen fällt eine infizierte Wildgans tot vom Himmel – und die Käfighaltung soll wieder her

Die Zahl der infizierten Tiere in Schleswig-Holstein ist auf fünf gestiegen, und seit Samstag ist klar, dass die Vogelgrippe auch Niedersachsen erreicht hat. Das Virus H1N5 wurde bei einer Wildgans gefunden, die nach Augenzeugenberichten tot vom Himmel fiel – auf einen Acker bei Walsrode in der Lüneburger Heide.

Damit hat Niedersachsen jetzt seine erste Sperrzone. Landwirtschaftsminister Hans- Heinrich Ehlen (CDU) betonte zwar, dass die Wahrscheinlichkeit einer Infizierung der Geflügelhochburgen im Emsland oder in Cloppenburg und Vechta dadurch nicht gestiegen sei: „Das ist genauso wahrscheinlich oder unwahrscheinlich wie vorher.“

Doch mit der Angst, die Vogelgrippe könnte die niedersächsischen Hühnerhöfe erwischen, lässt sich trefflich Politik machen. So war es vermutlich kein Zufall, dass am Samstag ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Hannover einen Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel bestätigte, die Landwirtschaftsminister der Länder seien mehrheitlich für die Aufhebung des Verbots der Käfighaltung. Das Verbot sollte nächstes Jahr in Kraft treten. Eingebrockt hatte es ihnen die seinerzeitige Verbraucherministerin Renate Künast (Grüne).

Die Länderminister dagegen wollen erreichen, dass Legehennen künftig in 50 Zentimeter hohen Kleinvolieren gehalten werden dürfen – die bisherigen Käfige sind 45 Zentimeter hoch. Union und SPD hatten sich bei den Koalitionsverhandlungen zwar auf ein Verbot der Käfighaltung verständigt, Kleinvolieren als Alternative aber zugelassen. Die geplante Neufassung der „Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung“ soll am 7. April im Bundesrat beschlossen werden.

Der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministers argumentierte, die angedachten Kleinkäfige lägen „deutlich über den EU-Anforderungen“. Im Unterschied zu den bisher üblichen Käfigen seien Sitzstangen und Nester zur Eiablage vorgesehen. Sein Kollege in Düsseldorf erklärte, in den Plänen der Länder sei ein Platz von 750 Quadratzentimetern je Huhn vorgesehen – etwas mehr als eine DIN-A4-Papierseite.

In den vergangenen Tagen hatten Tierschutzverbände und auch die Grünen vor einer Rücknahme des Käfigverbots gewarnt. Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes stehe es „außer Zweifel, dass jede Form der Käfighaltung, auch die in ausgestalteten Käfigen, erhebliche gesundheitliche Probleme und Verhaltensstörungen bei Legehennen verursacht“.

Niedersachsen und die anderen Bundesländer sehen durch die Künast-Pläne die deutsche Geflügelwirtschaft in ihrer Existenz bedroht. „Es gibt eine große Abwanderungsbewegung der Halter nach Osteuropa. Es kann nicht im Sinne des Tierschutzes sein, dass hier abgebaute Käfigbatterien in Osteuropa noch jahrelang weiterbetrieben werden“, so der Sprecher des niedersächsischen Landwirtschaftsministers. TAZ /DPA