„Es soll eine Ermutigung sein“

WANDMALEREI Heute wird ein Freiluft-Bild zur weltweiten Frauenarbeit im Hafen eingeweiht

■ 61, war Kuratorin im Altonaer Museum und im Museum der Arbeit. Sie hat das Stadtteilarchiv Ottensen mit gegründet.

taz: Frau von Dücker, warum brauchen wir ein Wandgemälde zur Frauenarbeit im Hamburger Hafen?

Elisabeth von Dücker: Weil Frauen dort immer mehr wichtige, aber oft unsichtbare Arbeit tun. Die Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA) zum Beispiel beschäftigt derzeit 18 bis 20 Prozent Frauen – Tendenz steigend. Die meisten von ihnen arbeiten aber immer noch im Büro.

Keine Frauen an der Kaimauer?

Doch, seit 2006 stellt die HHLA auch Frauen als Brückenfahrerinnen zum Be- und Entladen von Containern ein. Einige habe ich für das Wandbild-Projekt interviewt – sowie etliche andere; insgesamt 25. Und die Künstlerin Jean Braun-Reinitz – die Grande Dame der amerikanischen sozialkritischen Wandbild-Bewegung – tat dasselbe im Hafen von New York. Wir haben die Interviews aufgezeichnet, die Frauen und die Häfen fotografiert. All das findet sich, ergänzt um Zitate der Frauen, auf den Bildern.

Wie viele Gemälde sind es insgesamt?

Auf den Wänden von Seemannsmission und Haifischbar sitzen 18 Tafeln zu Hamburg und 16 zu New York. Bunt gemischt, denn es geht ja um eine universelle Botschaft. Um eine Ermutigung – wie alle Bilder der Frauen-Freiluft-Galerie in der Großen Elbstraße, die ich seit 18 Jahren mit der Hamburger Künstlerin Hildegund Schuster betreibe und zu der das neue Bild gehört. Wir wollen zeigen, dass Frauen immer stärker die einstige Männerdomäne „Hafen“ prägen.

Aber die Frauen haben meist prekäre Jobs.

Nicht nur. Immer mehr Frauen kommen auch in höhere Positionen – als Ingenieurinnen oder Hafen-Logistikerinnen etwa. Oder Binnenschifferinnen, die ihr Patent gemacht haben und Schiffseignerinnen sind.

Sind sie alle Deutsche?

Ich habe auch fünf Migrantinnen befragt – leider ergab sich nicht mehr. Gesprochen habe ich eine Filipina, die im Seemannsheim arbeitet, eine chinesische Ingenieurin, eine kasachische Brückenfahrerin und eine portugiesische Rollmopsdreherin.

Und die Porträts dieser Frauen prangen jetzt riesig auf dem Wandgemälde?

Ja – wobei die Frauen entscheiden konnten, ob sie kenntlich sein wollten. Eine Frau aus New York wollte nicht aufs Bild. Da hat die Künstlerin eine „Anonyma“ gemalt.  INTERVIEW: PS

Einweihung von Janet Braun-Reinitz’ Wandgemälde „Frauenarbeit im Hafen von New York und Hamburg“: 13 Uhr, Große Elbstraße 132 (Seitenwände von Seemannsmission und „Haifischbar“)