Uni will Eltern pflegen

Mütter und Väter sollen im Zulassungsverfahren doch wieder als Härtefälle gelten. Gebührengesetz im Senat

Die Leitung der Universität will Eltern und Alleinerziehende offenbar doch wieder bei der Studienplatzvergabe bevorzugen und als Härtefälle anerkennen. Im Wissenschaftsausschuss der Bürgerschaft habe Uni-Vize Holger Fischer angekündigt, die Hochschule werde ihre Zulassungssatzung im April ändern, berichtete gestern die GAL-Abgeordnete Heike Opitz. Die Korrektur solle zum Wintersemester greifen. Die Uni-Pressestelle wollte dies gestern nicht kommentieren, da Fischer nicht zu erreichen sei.

Zum vergangenen Oktober hatte der CDU-Senat alle Hochschulen angewiesen, ihre Härtefallquoten auf fünf Prozent abzusenken; für die Uni brachte das eine Schrumpfung auf ein Viertel. Dadurch würden fast nur noch Menschen aus gesundheitlichen Gründen berücksichtigt, warnte damals die Uni-Zulassungsstelle. Zuvor waren Bewerber unabhängig von Abiturnote und Wartezeit zugelassen worden, wenn neben gesundheitlichen auch familiäre oder wirtschaftliche Gründe ein Studium außerhalb Hamburgs unzumutbar erschwerten.

Als die Uni als einzige Hamburger Hochschule im Herbst die Bevorzugung von Familien abschaffte, reagierte die GAL mit Kritik. Bei der Sitzung des Wissenschaftsausschusses am vorigen Freitag baten jetzt alle drei Bürgerschaftsfraktionen das Präsidium, Studenten mit Kindern wieder zu berücksichtigen.

Dass der Missstand nun beseitigt würde, sei „ein großer Erfolg“, so GALierin Opitz: „Eltern sind in besonderem Maße ortsgebunden.“ Die Grünen würden aber „genau beobachten“, ob die Quote ausreiche. Um Kontrolle zu ermöglichen, müsse die Uni eine Härtefallstatistik vorlegen.

Unterdessen ließen gut unterrichtete Kreise verlauten, dass der Senat heute das Gesetz über Studiengebühren beschließt. Den Entwurf dazu hatte Uni-Senator Jörg Dräger (parteilos) im Dezember vorgestellt (taz berichtete). Dräger will das Bezahlstudium im Herbst einführen. Bevor das Parlament das Gesetz abstimmen kann, muss es der Wissenschaftsausschuss beraten. Die rot-grüne Opposition lehnt es ab und drängt auf eine Expertenanhörung. EVA WEIKERT