Um die Wette lesen

Schulkinder konkurrieren im Vorlesewettbewerb

Bremen taz ■ Schulkinder der sechsten Klassen feuern sich untereinander an, jubeln, und applaudieren. In der Pause kichert eine Mädchengruppe in der einen Ecke, in der anderen balgen sich die Jungs. Auf einem Fußballplatz wäre dies eine alltägliche Szene – in der Zentralbibliothek am Wall nicht. Die Kinder sind die SchulsiegerInnen des Vorlesewettbewerbs des deutschen Buchhandels. Sie lesen aus ihren Lieblingsbüchern vor: Die Geschichten handeln von Rittern, Detektiven und von einem schwarzen Mustang.

Für die Kinder geht es um die Vorentscheidung für die Bremer Landesmeisterschaft der Vorlesewettbewerbe. Doch von erbitterter Konkurrenz ist nichts zu spüren, die Kinder sind begeistert bei der Sache und begutachten die mitgebrachten Bücher der SchulkameradInnen – höchstens in den Reihen der Eltern ist gelegentliches Getuschel zu vernehmen. Aber noch neben der Mutter oder dem Vater sitzen, dass will von den durchschnittlich elfjährigen Schulkinder eh kaum wer. „Mich beeindruckt jedes Jahr die Solidarität unter den Schülern“, kommentiert Birte Baraczewski, Organisatorin des Vorlesewettbewerbs auf der Bremer Landesebene.

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels schreibt den Vorlesewettbewerb seit 1959 jährlich aus. Auf lokaler, regionaler und Bundesebene lesen die Kinder zunächst Texte aus Büchern die sie selbst ausgewählt haben. In einer zweiten Runde lesen sie aus einem fremden Text vor und werden von einer Jury bewertet.

An den Vorlesewettbewerben können Kinder aller Schulformen teilnehmen. „Es tritt nicht nur die Crème de la crème der SchülerInnen an“, bemerkt Baraczewski, „es kommen Kinder aus allen Stadtteilen in die Ausscheidung.“ Allerdings sind unter den SchulsiegerInnen in der Zentralbibliothek auffällig wenig Kinder mit Migrationshintergrund. „Gerade bei dem Vorlesen eines fremden Textes scheitern Kinder, deren Muttersprache nicht deutsch ist“, erklärt die Organisatorin. Eine spezielle Förderung des Börsenvereins des deutschen Buchhandels gäbe es für diese Kinder nicht – diese Verantwortung läge in den Händen der Schulen. Doch diese scheint, wenn es sie denn gibt, nicht allzu erfolgreich zu sein: Unter den etwa 40 TeilnehmerInnen an der Landesausscheidung findet sich nur ein Mädchen mit türkischen Eltern. kf