LIEBESERKLÄRUNG
: Ronald Pofalla

ER IST KLUG. ER IST UNAUFGEREGT. UND ER HAT DIE SOZIALDEMOKRATEN JETZT SCHON BESIEGT

Zum Stand seines Karriereniveaus muss man sagen: Höher wird es für ihn nicht gehen. Er sitzt im Kanzlerinnenamt, muss die ministeriellen Aspirationen koordinieren – und aktuell auch klären, ob und wie die NSA-Enthüllungen ihn, seine Chefin, seine Regierung und das Land betreffen. Und dieser Mann, der Ronald Pofalla heißt, macht dies ziemlich smart.

Ohne Aufgeregtheiten in der öffentlichen Operationalisierung des Konflikts: Der 54-Jährige regelt diese Geschichte ausweislich des Auftritts neulich in der politischen Öffentlichkeit so, dass das gemeine Publikum nicht auf die Idee kommt, hier zeichne sich eine Krise ab. Denn eigentlich ist dieser Politiker ein Kampfhund, einer, der das drastische Wort nicht scheut, der anschnauzt und zurechtweist: Sei es gegen Dirk Niebel, Karl-Theodor zu Guttenberg oder Wolfgang Bosbach – Pofalla kann den direkten Angriff.

Was ihn jedoch wirklich auszeichnet, spürt am stärksten die Opposition, vornehmlich die SPD. Pofalla, Kind eines Arbeiters und einer Putzfrau aus Weeze, hat seiner Union die strategisch wichtigste Idee vermitteln können, um den Sozen Luft und Wasser abzugraben: Er hat seiner CDU Themen wie Mindestlohn, Quote und Familie mit solch sozialdemokratisiertem Air nahegebracht, dass Gabriel, Steinbrück und Nahles nur noch quengelig und nervös, also chancenlos dastehen. Das ist das Meisterliche an ihm: Über den Parteihorizont hinausdenken zu können – und so die eigene Position zu stärken. Hätte die SPD einen wie ihn, wäre sie glücklich. Hat sie aber nicht. Deshalb fiebert sie dem 22. September wie einem Albtraum entgegen: Pofalla wird es genießen. JAN FEDDERSEN