Senator verteidigt Haasenburg GmbH

SONDERSITZUNG Der Hamburger Familienausschuss rechtfertigt die Rücksendung eines geflohenen Jungen in das Heim und nimmt Antiagressionsmaßnahmen in Schutz. Pläne für ein eigenes Heim gibt es nicht. Zwölf weitere Kinder könnten eingewiesen werden

HAMBURG taz | Seit die Stadt Hamburg einen aus der Haasenburg geflohenen Jugendlichen zurück in das Heim schickte, steht Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) in der Kritik. In einer Sondersitzung des Familienausschusses verteidigten er und seine Mitarbeiter dieses Vorgehen. Der Junge sei bei der Rückkehr ins Heim über das Ende seiner Flucht erleichtert gewesen, sagte Katja Siemering vom zuständigen Familieninterventionsteam (FIT). Er habe ohne Angst vor Repressionen frei reden können und dabei die in Medien bekannt gewordenen Vorwürfe nicht erhoben.

Allerdings erwähnte Siemering eine Antiaggressionmaßnahme vom 3. Oktober 2012, die der Junge erlebt habe. Die FIT-Leiterin betonte, dass solches „Festhalten“ nur passiere, wenn ein Jugendlicher andere oder sich selbst gefährde. Auch werde nicht zugelassen, wenn einer mit der Faust gegen die Wand haut. „Es ist verhaltenstherapeutisch wichtig, dieses Verhalten zu unterbrechen und neues Verhalten zu erlernen.“ Die Jugendlichen sähen die Schuld oft bei anderen und „bagatellisieren, was sie auslösen, auch wenn sie angreifen“.

Nach Aussagen des Anwalts bleibt der Junge aber bei seinen Misshandlungsvorwürfen. „Hier steht Aussage gegen Aussage“, sagt die Grünen-Jugendpolitikerin Christiane Blömeke. Sie habe die Sitzung als unbefriedigend empfunden und werde jetzt gemeinsam mit CDU, FDP und der Linken Aktenvorlage beantragen. Zwar sagte Senator Scheele, es habe nach einer Intervention Hamburgs im Jahr 2009 keine negativen Vorfälle mehr gegeben. Auch sei kein Hamburger fixiert worden. Allerdings basiert dies auf der Erinnerung von Mitarbeitern, die Akten der 52 seit 2008 dort untergebrachten Kinder wurden nicht geprüft. Blömeke nennt das fahrlässig.

Unterdessen schrumpft die Zahl der in der Haasenburg untergebrachten Hamburger, zuletzt von zehn auf sechs. Laut Scheele gibt es aber zwölf neue Aspiranten. Man wisse nicht, wohin sonst mit ihnen, weil andere Heime Wartelisten hätten. Scheele sagte, die Erfahrung mit der Haasenburg sei bei der Hälfe der Jugendlichen „positiv“, da sie wieder „gruppenfähig“ würden und sich die Zahl ihrer Taten reduziere.

Ob er sich ein geschlossenes Heim in Hamburg vorstellen könne? Eher keine zentrale Einrichtung, so Scheele, man brauche je nach Problemlage ein individuelles Setting. Der Hamburger SPD-Senat, sei „kein Apologet der geschlossenen Unterbringung“. KAIJA KUTTER