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: Öffentlich-rechtliches Löffeln

Wer die Programme von ARD und ZDF zwischen 5.30 und 17.50 Uhr noch auseinander halten will, muss schon sehr genau hingucken

Anfang der Neunziger machte mal das Wort der Konvergenz bei Medienwissenschaftlern die Runde. Gemeint war die Annäherung zwischen privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern. Tatsächlich nähern sich momentan aber vor allem ARD und ZDF an – was ihre Nachmittagsprogramme angeht, hat sich bei den Öffentlich-Rechtlichen in den letzten Monaten eine regelrechte Kuschelei breit gemacht. Und wie bei Affären üblich, führte eins zum anderen: Mittlerweile übt man sich in einer televisionären Löffelstellung.

Zunächst legte das ZDF mit der ersten Telenovela im Nachmittagsprogramm vor. Als „Bianca“ beste Quoten einfuhr, beschloss das Erste, mit „Sturm der Liebe“ auf den langsam Fahrt gewinnenden Zug aufzuspringen. Das Zweite legte daraufhin mit „Leben für die Liebe“ nach, verschob die Telenovela aber schon kurze Zeit später um eine Stunde nach vorn, weil man gegen das ARD-Pendant quotenmäßig nicht ankam. Gleichzeitig schielte man noch auf den Erfolg, den die Konkurrenz mit ihrer Doku-Soap „Pinguin, Löwe & Co“ aus dem Leipziger Zoo feierte – und beschloss, dasselbe doch einfach aus dem Berliner Zoologischen Garten zu machen. Seit Montag zeigt das ZDF nun um 15.15 Uhr „Berliner Schnauzen“.

Doch nicht nur das: Weil man sich eh bei Morgen- und Mittagsmagazin zusammenschaltet und auch schon seinen Vorabend mit Nachrichten und Boulevard angeglichen hat, sind das Erste und das Zweite von 5.30 bis 17.50 Uhr kaum mehr zu unterscheiden. Wie passend, dass das ZDF gestern ankündigte, auch in einer anderen Sache mit der ARD gleichzuziehen. Nach langer Bedenkzeit will nun auch Mainz gegen die Erhöhung der Rundfunkgebühren unterhalb der Empfehlung der zuständigen Kommission KEF klagen. HPI