piwik no script img

Prügel für Kubas „Damen in Weiß“

PROTESTE Marsch Oppositioneller in Havanna gewaltsam aufgelöst – mehrere Verletzte, 30 Verhaftungen

MEXIKO-STADT/BRÜSSEL epd | Kubas Polizeikräfte haben am Mittwoch in Havanna einen Protestmarsch der Oppositionsgruppe „Damen in Weiß“ gewaltsam aufgelöst. Die Demonstrantinnen seien massiv geschlagen worden, sagte Laura Pollán, Sprecherin der Gruppe. Acht von ihnen mussten anschließend im Krankenhaus behandelt werden.

Zu den misshandelten Frauen gehörte auch Reina Luisa Tamayo, Mutter des Dissidenten Orlando Zapata, der im Februar nach einem 85-tägigen Hungerstreik gestorben war. Zu den „Damen in Weiß“ haben sich Frauen und Mütter politischer Häftlinge zusammengeschlossen.

Anlass der Demonstration war der siebte Jahrestag des sogenannten Schwarzen Frühlings. Damals, im März 2003, waren 75 Oppositionelle zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden, 53 von ihnen sind heute noch in Haft. Nach den Urteilen wurde die Oppositionsgruppe die „Damen in Weiß“ gegründet, die seitdem jeden Sonntag zu einem Schweigemarsch in Havanna zusammenkommen. In dieser Woche versammeln sie sich täglich zu einer Demonstration, die bislang regelmäßig von bestellten Gegendemonstranten gestört wurde.

Appell des EU-Parlaments

Nach Angaben des Präsidenten des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, wurden am Mittwoch auch 30 Aktivistinnen verhaftet. Die kubanische Regierung müsse umgehend alle politischen Gefangenen freilassen und die Repressalien einstellen, verlangte Buzek gestern in Brüssel. Das Europäische Parlament hatte den „Damen in Weiß“ 2005 seinen Sacharow-Preis für Menschenrechte verliehen. Mangels Ausreiseerlaubnis konnten die Geehrten allerdings nicht zur Preisverleihung kommen.

Amnesty International forderte das sozialistische Regime in Kuba zum Jahrestag des Schwarzen Frühlings ebenfalls auf, alle politischen Häftlinge freizulassen. Die Organisation Reporter ohne Grenzen appellierte an den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, sich bei Kubas Regierung für die Freilassung der Dissidenten einzusetzen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen