NICOLA GLASS ÜBER DIE WAHLEN IN KAMBODSCHA
: Die Schlappe des Autokraten

Viele WählerInnen Kambodschas haben dem Autokraten Hun Sen einen Denkzettel verpasst. Mit dem Ausgang der Parlamentswahlen sehen der Premier und seine Getreuen ihre Macht bröckeln. Allerdings bleiben viele Fragen offen. Eine ist, wie Hun Sen mit der Schlappe umgeht. Auch wenn seine Kambodschanische Volkspartei (CPP) als Siegerin gilt, so hat diese noch nie derartige Verluste einstecken müssen.

Hun Sen ist jedenfalls kein Mann der Zugeständnisse. Dass er für Oppositionsführer Sam Rainsy ein Gesuch bei Kambodschas König eingereicht und dem Erzrivalen damit die Rückkehr noch vor der Wahl ermöglicht hatte, hängt nur bedingt damit zusammen, dass der Premier Kritiker beschwichtigen wollte. Denn die Rückkehr Rainsys erfolgte zu einem Zeitpunkt, als die Registrierung der Kandidaten längst gelaufen war.

Wiederholt hat Hun Sen bewiesen, dass er alles daransetzt, an der Macht zu bleiben. In einem internen Putsch war er 1997 gegen seinen damaligen Koalitionspartner, die royalistische Funcinpec unter Führung von Prinz Norodom Ranariddh, vorgegangen. Im selben Jahr entging Rainsy während einer politischen Kundgebung nur knapp einem Attentat, für welches er Hun Sen verantwortlich machte. In Kambodscha sind politische Morde, Gewalt und Einschüchterungen Alltag.

Andererseits könnte es sein, dass Hun Sens Führungsstil aufgrund des Stimmenverlustes der CPP an Legitimität verliert. Nicht zuletzt ist fraglich, wie die Abstimmung ausgegangen wäre, hätte es die Manipulationen und das seit Jahrzehnten gewachsene Machtgefüge der CPP nicht gegeben. Die Wahl ist jedenfalls ein deutliches Zeichen dafür, dass es den Wunsch nach Wandel in dem armen, von einer reichen und korrupten Politclique regierten Land gibt.

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