Fehlende Knautschzone

Verkehrsunfallstatistik: Mehr Autos, mehr Unfälle, etwas weniger Verunglückte. Weil mehr Radler unterwegs waren, stieg die Zahl der verunglückten Radfahrer drastisch

43 Menschen sind im vergangenen Jahr im Hamburger Straßenverkehr umgekommen. Die meisten von ihnen (22) waren Fußgänger. Wie die Statistik der Innenbehörde ausweist, bewegt sich die Gesamtzahl auf dem Durchschnittsniveau der vergangenen zehn Jahre. Auch die Zahl aller Unfälle hat sich nicht wesentlich verändert. Mit dem wachsenden Fahrradverkehr sind allerdings mehr Radler zu Schaden gekommen. Während immer weniger junge Erwachsene verunglücken, trifft es zunehmend Senioren.

Die meisten Menschen (24 Prozent) verunglückten bei Einfädelungs-, Abbiege- und Wendemanövern sowie beim Rückwärtsfahren. Ein zu geringer Sicherheitsabstand war für 21 Prozent fatal, eine zu hohe Geschwindigkeit für 16 Prozent und die Missachtung der Vorfahrt für neun Prozent. „Die Polizei wird auch in Zukunft die Hauptunfallursachen mit aller Konsequenz bekämpfen“, drohte Innensenator Udo Nagel (parteilos).

Die Innenbehörde erklärt den Rückgang der Verunglückten mit den vermehrten Verkehrskontrollen. 28 Großkontrollen habe sie 2005 veranlasst, sieben mehr als 2004. Überdies hätten die Polizisten im täglichen Dienst häufiger mal kontrolliert. Der Erfolg dieser Anstregungen verflüchtigt sich bei genauem Hinsehen: Während etwas weniger Menschen verunglückt sind (11.383 statt 11.422), stieg die Zahl der registrierten Unfälle um rund zwei Prozent auf 58.800.

2.490 Radfahrer sind 2005 verunglückt, gut 13 Prozent mehr als 2004. Sieben von ihnen starben. Es waren aber rund 20 Prozent mehr Radler unterwegs als 2004. Die Unfälle mit Radlern wurden zu 38 Prozent von Radlern verursacht, zu 56 Prozent von Autofahrern. Die meisten Fehler (33 Prozent) machten die Autofahrer beim Abbiegen und der Vorfahrt (20 Prozent). Den Radlern wirft die Behörde „falsche Straßenbenutzung“ vor (17 Prozent), etwa das Fahren auf der falschen Seite, und das Überfahren roter Ampeln.

64 Prozent der jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) und 65 Prozent der mehr als 65-jährigen haben die Unfälle, in die sie verwickelt waren, selbst verursacht. Trotz einer wachsenden Unfallbeteiligung sind die Senioren aber gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil unterproportional an Unfällen beteiligt. Bei den jungen Erwachsenen verhält es sich umgekehrt. Im Vergleich zu 2000 waren sie in neun Prozent weniger Unfälle verwickelt. Während sie aber nur ein Zehntel der Bevölkerung stellen, waren sie an jedem fünften Unfall beteiligt. GERNOT KNÖDLER