Nicht verpassen!
: Zufällig nah

„Irgendwo dazwischen“, 23.20 Uhr, SWR

Draußen weht der Wind die Zeit gegen die Jugendzimmerfenster. Drinnen streicht Maxi die Raufasertapeten. Übertüncht die Bilder der Kindheit, den roten Drachen mit langem Schweif. Für Sentimentalitäten ist Maximilian nicht der Typ. Gerade hat er den Ortsverein der Jusos gegründet, den Kühlschrank und die Würstchen für den Skate Contest besorgt. Maxi ist ein Macher, aber es gibt nicht viel zu tun in diesem Sommer. Und es drängen die Fragen, in den Jugendzimmern, in Niedereschach, im Nordschwarzwald.

Für ihr Dokumentarfilmdebüt hat Silvia von Gerlach drei Jugendliche durch die Sommerferien begleitet. Entstanden sind flüchtige Aufnahmen aus den Tagebüchern der Adoleszenz. Und doch auch ein Film, der viel erzählt, manchmal mehr, als lieb sein kann.

„Irgendwo dazwischen“ beginnt mit einer Unschuldsvermutung. Am Anfang, in der Kindheit, stehen die Jungs dicht zusammen. Dann kommen die Moden und die Mädchen, die großen Träume, die kleinen Tragödien. In einer Großstadt wären sich Dule, das Akademikerkind, Maxi, der Kleinbürgersohn, und der Hauptschüler Heiko wahrscheinlich gar nicht erst begegnet. In Niedereschach saßen sie im selben Sandkasten – und werden sich nun langsam der Zufälligkeit dieser Nähe bewusst.

Das ist denn auch die Stärke von Silvia von Gerlachs „Irgendwo dazwischen“, der eine neue Staffel der SWR-Reihe „Junger Dokumentarfilm“ einläutet: Eigentlich fehlt dem Film der Anlass. Er erzählt von nichts als dem ganz normalen Erwachsenwerden mit all seinen Tücken. Genau daraus hat von Gerlach ein lakonisches Porträt geformt, das unverstellt nah an seinen Protagonisten bleibt.

In weiteren Folgen begibt sich Sarah Moll am 16. März in noch engere Räume. Ihr empathischer und gleichsam zurückhaltender Film „Die Unerwünschten“ (23.20 Uhr) begleitet Menschen, die in baden-württembergischen Gefängniszellen auf ihre Abschiebung warten. Auch Gloriana Severdija erzählt am 23. 3. (23.20 Uhr) von Leben zwischen den Orten: „GastArbeiterLeben – Was auf der Strecke bleibt“. Alles leise, langsame Erzählungen. Und das tut gut in einer Zeit, in der Doku-Fernsehen vor allem heißt, mit Autobahnpolizisten 240 zu rasen. Und ein paar Allgemeinparkplätze anzusteuern. CLEM