Der Kirchturm ruft

Die Aktion „Kirchturmwandern 2006“ in Bremen und umzu soll das Bewusstsein für die Bedeutung der Kirchen wieder beleben. Erstes Ziel der insgesamt zwölf Wanderungen ist der St. Petri Dom

Bremen taz ■ Zwingend ist es nicht, aber zumindest nahe liegend, beim Thema Kirchturmwanderung ein bisschen grundsätzlicher zu werden. So beließ es Bürgerschaftspräsident Christian Weber nicht dabei, dem Organisator der Aktion, Lothar Pohlmann „Herzlich willkommen“ zu sagen – sondern verwies noch darauf, dass man dabei sei, „unsere abendländische Kultur über den Deister zu werfen“. Natürlich sei es nur seine persönliche Einstellung, schränkte er ein. Aber wer seine Kirchen schließe, sich nicht einmal auf eine gemeinsame Haltung zum Religionsunterricht verständigen könne – der „kappt seine Wurzeln“.

Angesichts einer solch prinzipiellen Vorrede kommt das Projekt des Bremer Sport- und Geschichtslehrers ganz unpathetisch daher. Aber sehr kregel. Und das ist es wohl, was die zumeist grauhaarigen Damen und Herren bei der Vorstellung des Projekts „Kirchturmwandern 2006“ so froh stimmte. Die Idee ist ganz einfach: Beginnend mit dem 19. März bietet er bis zum November zwölf Termine an, zu denen sich Interessierte zu Wanderungen zu Kirchen in Bremen und Umgebung treffen. Die Strecken variieren zwischen vier und zwölf Kilometern Länge – mit Abkürzungsmöglichkeit –, wobei es Pohlmann wichtig ist, auch das, was auf dem Weg selbst interessant ist, vorzustellen.

Überhaupt soll bei den Wanderungen nicht nur historisch Bemerkenswertes, sondern auch die Gegenwart zur Sprache kommen, indem Gemeindemitglieder vom Leben vor Ort erzählen.

Pohlmann ist zu sehr Pädagoge, um sich nicht „Vermittlung der Geschichte der Region“ von den Wanderungen zu versprechen. Und er hofft, dass die Wanderer „erkennen, was wir für schöne Landschaften hier in und um Bremen haben“. Der Erfolg in der Vergangenheit gibt ihm Recht: Die Idee hat Pohlmann nämlich schon 1991 einmal in die Tat umgesetzt und 30.000 Wanderer dafür gewinnen können, und zwar – das ist ihm wichtig – quer Beet, was Alter und auch Religion anbelangt.

Seine Broschüre „Kirchturmwanderungen in Bremen und umzu“ hat er mit Hilfe von Sponsoren neu drucken lassen, so dass sie künftig in den Bremischen Kirchen, bei der ÖVB und bei der BASG an der Domsheide kostenlos zu bekommen ist. Pohlmann selbst, und das pries Ingrid Eissing-Nickol vom Bremer Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zu Recht als „altruistisch“, organisiert die Wanderungen ehrenamtlich.

Neu ist, dass sie sozusagen unter dem Hut der Aktion „Rettet unsere Kirchen“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz stattfinden. Pohlmann will zwar nicht mit dem Spendenhut unter seinen Wanderern umhergehen. Aber er möchte darüber „aufklären“ und erlebbar machen, welchen Reichtum diese Kirchen bedeuten. Die sind in Bremen, so Denkmalpfleger Skalecki, nicht in ihrer Substanz gefährdet. Nur das Bewusstsein um ihre Bedeutung, ob gegenwärtig oder vergangen. grä

Die erste (kostenlose) Wanderung findet am 19.3. statt und gilt dem St. Petri Dom. Treffpunkt ist um 14 Uhr im Dom.