Füchse brauchen neuen Pelz

HANDBALL Der Trikotsponsor der Füchse wurde aufgekauft. Noch ist unklar, was das für den Verein heißt

„Unser Unternehmen hat eine ziemliche Affinität zum Sport – als Kommunikationsinstrument“

Jubelnd reckten die Handballer der Berliner Füchse nach dem Schlusspfiff in Düsseldorf die Arme empor. Mit 29:22 hatten sie am vergangenen Freitag ihren Bundesliga-Gastgeber bezwungen. Auch wenn es lediglich ein Triumph über den Tabellenvorletzten war, so schien die Siegerbrust der Gäste nach ihrem 13. Saisonerfolg breiter zu sein, als ob darauf mehr als nur die vier Buchstaben von Trikot-Sponsor Nuon Platz gehabt hätten. In der Tat müssen sich die wackeren Füchse Gedanken machen, wofür sie in der kommenden Spielzeit Werbung laufen. „Die Unternehmensmarke Nuon wird nach einer Übergangszeit verschwinden“, sagt Uwe Reuter, Unternehmenssprecher des Energieversorgers Enervie.

Am Freitag, als die Füchse aus Düsseldorf die Punkte entführten, landete auch Enervie einen Coup. Die Firma mit Sitz im westfälischen Hagen teilte mit, dass sie dem schwedischen Vattenfall-Konzern das Deutschlandgeschäft des niederländischen Unternehmens Nuon abgekauft hat. Was wird jetzt aus den Füchsen in diesem globalisierten Stromdeal?

Eigentlich wollten die Füchse längerfristig mit Nuon zusammenarbeiten, wie Geschäftsführer Bob Hanning im Vorjahr betonte. Schlüpft jetzt etwa Enervie, der Nuon-Käufer, in die Rolle als Brust-Werber bei den Berliner Handballern – oder zappelt bereits ein anderer Geschäftspartner an der Angel des gewieften Füchse-Managers? „Zu diesem Thema äußern wir uns nicht“, antwortet Hanning schmallippig. In der Anhängerschaft des Bundesligisten wird die DKB-Bank, wie Nuon (das angeblich 100.000 Euro pro Jahr in Reinickendorf bezahlt haben soll) ein sogenannter Gold-Partner des Clubs, als möglicher Trikotsponsor gehandelt. Aber nichts Genaues weiß man nicht, denn Hanning macht Ernst mit seinem Schweigen.

Warten auf Phase 2

Immerhin scheint Enervie einem Engagement bei den Füchsen nicht abgeneigt. Zurzeit gebe es zwar vordringlichere Details zu klären bei der Nuon-Übernahme als das Handballgeschäft, erklärt Firmensprecher Reuter, etwa den neuen Markennamen für das hauseigene Produkt auf dem Strommarkt. Aber, so fügt er hinzu: „Es gibt eine Phase zwei, in der Sportsponsoring ein Thema ist. Unser Unternehmen hat eine ziemliche Affinität zum Sport. Wir setzen auf Sport als Kommunikationsinstrument.“ Reuter verweist darauf, dass das Unternehmen aus Hagen bereits den ortsansässigen Basketball-Bundesligisten Phönix sowie die Eishockey-Roosters aus Iserlohn in der DEL sponsert.

Die Füchse können der Zukunft relativ gelassen entgegenblicken. Vor knapp zwei Jahren, noch vor Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise, die auch den Sportmarkt nachhaltig erschüttert hat, schloss der Hauptstadtclub einen langfristigen Kooperationsvertrag mit dem internationalen Sportvermarkter IMG ab. Für die weltweiten Vermarktungsrechte der hiesigen Handballer überweist der US-amerikanische Konzern einen jährlichen Sockelbetrag nach Berlin.

Trotzdem dürften sich die Füchse über einen potenten Sponsor auf ihrem Spielpelz freuen. Mit Sven-Sören Christophersen aus Wetzlar sowie dem Isländer Alexander Pettterson, aktuell in Diensten von Flensburg, haben die Berliner bereits namhafte Verstärkungen für die Bundesliga-Spielzeit 2010/2011 verpflichtet. JÜRGEN SCHULZ