Vom Minibildschirm zum Digitalfernsehen

CHRONIK Kurze Technikgeschichte des Fernsehens: Wie sich der krisselige Rundfunk der Nazis zum hochauflösenden TV der Gegenwart entwickelte

Nach zahlreichen Versuchssendungen beschließt die deutsche Reichspost, am 22. März 1935 ein regelmäßiges Fernsehprogramm auszustrahlen. Die Nazis wollten der britischen BBC zuvorkommen. Das erste Fernsehprogramm wird in einer Auflösung von 180 Bildzeilen auf sehr kleinen Bildschirmen ausgestrahlt. Gezeigt wurden zunächst an drei Tagen der Woche von 20.30 bis 22 Uhr aktuelle Bildberichte und Spielfilmausschnitte sowie Liveaufnahmen im Studio.

Die Briten starten erst im Herbst 1936 ihr Fernsehprogramm mit 441 Bildzeilen – zum Vergleich: Unser Standard-TV läuft mit 625 Zeilen. Auch in Frankreich, in der Sowjetunion und in den USA gibt es Fernsehprogramme. Während in Frankreich und Deutschland etwa 250 Empfangsgeräte in Privathaushalten stehen, werden in Großbritannien über 4.000 gezählt.

Die BBC stellt ihr Programm zu Kriegsausbruch ein. In Deutschland und im besetzten Frankreich wird noch bis 1944 vornehmlich zur Unterhaltung von verletzten Soldaten in ihren Lazaretten gesendet. Nur in den USA geht die TV-Wirtschaft richtig los. Schon 1952 sind 15 Millionen Geräte im Einsatz.

Während in Europa ab 1946 die BBC das erste Nachkriegsprogramm startet, entwickeln die Amerikaner schon das Farbfernsehen, das sie 1953 einführen. Das erste deutsche regelmäßige TV-Programm geht am 21. Dezember – Stalins Geburtstag – in der DDR auf Sendung, vier Tage später beginnt der NWDR damit. Und 1953 erleben die Europäer als erste Eurovisionssendung die Krönung von Elizabeth II.

Durch das Bundesverfassungsgerichtsurteil von 1961 wird Privatfernsehen in Deutschland zunächst verboten. Es fehlen Frequenzen für einen pluralen Meinungsmarkt, argumentiert das Gericht. Daraufhin beschließen die Bundesländer die Gründung des ZDF. 1967 wird in Westdeutschland das Farbfernsehen eingeführt. Die DDR wartet damit bis 1969.

Mitte der Siebzigerjahre empfiehlt eine Bundestagskommission die Erprobung von Kabelfernsehen in vier Pilotprojekten. Das Kabel bietet Platz für wesentlich mehr Sender, somit sollen auch Experimente mit Privatfernsehen gemacht werden. 1984 gehen der Vorläufer von Sat.1 und RTL auf Sendung. Ende der Achtzigerjahre kommt auch der Satellitendirektempfang hinzu. In der Fernsehtechnik experimentiert man erstmalig mit modernem hochauflösendem Fernsehen und digitaler Signalübertragung. Ab Mitte der Neunzigerjahre wird das Digitalfernsehen eingeführt. Es ermöglich noch mehr Programme auf zahlreichen Satelliten- und Kabelkanälen. 75 Jahre nach dem Regelbetrieb für das Fernsehen geht zu Olympia 2010 der Regelbetrieb von High Definition Television (HDTV) los, also Fernsehen mit einer noch höheren Auflösung als beim Standard Television (SDTV). JÜRGEN BISCHOFF