Steuern in Bosnien

Finanzsenator Nußbaums ganz eigene Vorstellungen über den wilden Osten jenseits von Bremen

Bremen taz ■ Über den Balkan hat Finanzsenator Ulrich Nußbaum so seine eigenen Vorstellungen: „Da muss ja erst mal Ordnung rein.“ Also er einen seiner Leute abgestellt: Den Bremerhavener Steuerfahnder Werner Graßmann. Der wirkte beim Aufbau der Zoll- und Steuerverwaltung in Bosnien mit.

Und für fünf Jahre Arbeit in einem ehemaligem Krisengebiet lässt das Finanzsenatorium dann auch ein Bildband über das Haus des Reichs springen. Natürlich mit persönlicher Widmung des Finanzsenators: Er danke Graßmann für sein großes Engagement auf dem Baltikum. „Bosnien liegt auf dem Balkan“, korrigierte Graßmann. Wie auch immer – weit weg von Bremen.

Fernen Ländern ferne Sitten: „Da unten“ kaufen die Leute ja gar nicht in Supermärkten ein, stellte Nußbaum fest, sondern gehen auf Basare. Da vermutet der Finanzsenator außergewöhnliche Gefahren für einen deutschen Steuerfahnder. Graßmann konnte ihn jedoch beruhigen: Er habe sich während seiner Arbeit in Bosnien nicht besonders gefährdet gefühlt. Zwar habe er bei Fahndungen, die er begleitete, durchaus erlebt, dass Menschen Waffen zogen. „Doch das kommt auch in Bremerhaven vor.“

Graßmann sieht für Bosnien optimistisch in die Zukunft. Dennoch bemängelt er, dass immer noch zentrale Posten mit „alten Sturköpfen“ aus Kriegszeiten besetzt würden, die ethnische Unterscheidungen im Land weiterhin aufrechterhalten. Er hält die Präsenz von Militär in Bosnien in den nächsten Jahren für notwendig. Da konnte Nußbaum zustimmen: „Sonst hauen die sich da ja die Köppe ein“.

Nun ist Graßmann nach fünf Jahren in Bosnien aus familiären Gründen zurück an seinen alten Arbeitsplatz nach Bremerhaven gekehrt. Hier muss er sich nun zunächst an den Euro gewöhnen – in Bosnien ist noch die D-Mark gültige Währung. kf